Montag, 11. Mai 2015

Digital Nomad Produktivität und die Lazy Wildcard

Von März bis April habe ich über einen Monat in Chiang Mai gelebt. Die zweitgrößte Stadt von Thailand ist die Welthauptstadt der Digital Nomads. Sprich Leuten die ortsunabhängig arbeiten. In dieser Stadt finden sich die absolut besten Lebensbedingungen für eben diese seltsame Spezies von Mensch und das auch noch zu lächerlich niedrigen Kosten. Unser Apartment war z.B. ein modernes neues voll eingerichtetes Condo mit Pool, Fitness Studio und Sauna die keiner braucht bei der Hitze. Egal, es kostet all inclusive 300$ die wir dann ja auch noch durch zwei teilen können. Auch ansonsten sind die Kosten für weltbestes Essen und allen anderen Sachen sehr niedrig. Dazu kommen unzählige Cafes die voll mit Internetschnorrern sind. Aber die sind genau dafür da. Einige sind quasi wie Coworking Spaces nur eben fast umsonst.



Aber nun zum Thema. Nach einer etwas ruhigeren Periode wollte ich in Sachen Produktivität mal wieder einen Gang hoch schalten. Das gute ist, ich musste nicht. Sprich ich konnte mal vollkommen anders ausprobieren wie man bzw. ich natürlicherweise arbeiten würde. Ein kurzer Selbstversuch quasi der die Lebensumstände simuliert, die man beim bedingungslosen Grundeinkommen hätte. Keinerlei Druck und auch definitiv mal genug Ruhezeit gehabt vorher.




Wir haben dann ein spontan erfundenes flexflow Organisationstool an unsere Tür geklebt um unsere Produktivität zu managen und zu messen. Für alle Dinge, die wir gerne machen wollen ein Zettelchen. Für jede Stunde oder jeden Block investierte Zeit gabs dann einen Strich. Und immer wenn wir genug geschlafen oder gegessen haben, wurde kurz vor der Tür überlegt welchen Zettel wir jetzt in die Mitte kleben. Das war dann der Fokus. Und wenn wir absolut kein Bock hatten was zu machen gab es zur Not immer die Lazy Wildcard. Ist ja eine der Hauptbefürchtungen der Kritiker des BGE, dass alle nur noch faul rumhängen würden.


Nun dem war nicht so. Wir haben in einem Monat recht viel erreicht und nur dreimal die Wildcard gezogen. In der Language Session haben wir uns „Learn Thai with Mod“ YouTube Videos angeschaut und dank meines klassischen Vokabelheft kann ich jetzt viele nützliche Phrasen Thailändisch und Koreanisch. Außerdem habe ich meinen englischen Wortschatz deutlich erweitert. Rückwirkend betrachtet habe ich auch erstaunlich viele Stunden gearbeitet und sogar angefangen programmieren zu lernen. Die meiste Zeit habe ich allerdings wirklich in mich investiert durch lesen, meditieren oder Physical-activity. Nur die YouTube Universität hat nicht so toll funktioniert wie ich mir das gewünscht habe. Es ist leider zu viel Schrott auf YouTube und irgendwie fehlen gute Qualitätssuchfilter.

Alles in allem war es aber ein grandios gelungenes Experiment. Die Zeit ist geflogen und wir haben es nicht bereut irgendwelche Touristenaktivitäten verpasst zu haben. Produktiv sein fühlt sich gut an wenn es vollkommen ohne Druck passiert und es funktioniert deutlich besser als sicher viele vermuten. Es ist aber auch noch deutlich weit von einer Vollzeitwoche entfernt. Inzwischen finde ich es etwas absurd wenn öffentlich von der Work-Life Balance gesprochen wird. Ich bin der Meinung die meisten Menschen sollten erstmal gesund ihr Leben managen. Das nimmt schon ziemlich viel Zeit in Anspruch, jedenfalls wenn man ein gutes will. Wenn dann einer sagt, dass man dafür ja aber erstmal Geld braucht sag ich, Blödsinn. Dieser Monat hat weit weniger als 600$ gekostet. Und die Alternative die viele Menschen leben lautet dann also kein Leben zu haben. Macht wenig Sinn. Es ist wohl meist die Unsicherheit vor dem ersten Schritt aus der gewohnten Welt herauszutreten.

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