Sonntag, 22. März 2015

Life in the Cloud ☁

Vor über sechs Monaten bin ich mit meinem Laptop und einem oneway Ticket nach Bangkok geflogen. Ohne Plan und ohne Rückflug. Ich bin weder Urlauber noch Aussteiger sondern einfach mit einem weißen Blatt Papier hergekommen. Und die beeindruckenste und tiefgreifendste Überraschung die mir Asien auf mein Blatt gemalt hat, möchte ich nun hier teilen.

Es ist die junge frische Offenheit im Umgang mit Technologie die mich beeindruckt hat. Eine Geisteshaltung die die Zukunft mit offenen Armen empfängt und blitzschnell Realität werden lässt. Aber das ist zu abstrakt weswegen ich ein paar Beispiele aufzeigen möchte, die unter anderem auch deutlich machen werden warum Merkel so recht hatte mit ihrer "Internet ist Neuland" Warnung.


Ich erwähne meinen Laptop weil er das Arbeitsinstrument unserer Zeit ist. Und nach den ersten Wochen am Strand habe ich dann recht zügig nach Orten Ausschau gehalten um ihn aufzuklappen. Und ohne zu untertreiben muss ich sagen, dass ich schockiert war, was ich gefunden habe. Bei Thailand hat man ja primär erst mal die Bilder von Palmenstränden im Kopf. Das die Tigerstaaten was Modernität angeht irgendwann auch mal aufgeholt hatten war mir bewusst. Aber nach sechs Monaten Südostasien inklusive Thailand, Malaysia, Singapur und Indonesien würde ich schlicht behaupten, dass Städte wie Bangkok oder Singapur zehn mal moderner sind als alle mir in Europa bekannten Orte und was in den Köpfen dieser leisen jungen asiatischen Generation vorgeht ist uns in einigen Aspekten zehn Jahre voraus. Das Bild was ich hier sehe ist so groß und seine Auswirkungen so dramatisch, dass es mir extrem schwer fällt es in Wort zu fassen.

Ich würde mich schon als ziemlich modernen deutschen Europäer beschreiben. Aber in meinem Umfeld muss ich dann irgendwie doch noch jedem zweiten erklären was ein #Hashtag ist. Und die Datensicherheitsdebatte scheint in Deutschland die Diskussionen zu dominieren, anstatt das die Vorteile der genutzten Technologien im Fokus stehen. Sprich ich habe das Gefühl im modernen Deutschland wird irgendwie immer zehn Jahre über die moralisch und ethischen Konsequenzen einer neuen Technologie diskutiert. Hier stürzen sich die jungen Menschen einfach auf jede Technologie rauf und nutzen sie. Wir denken zwar wir seien modern, das trifft aber irgendwie nur auf Hardware zu und alles was Ingenieure anfassen und reparieren können. Der Begriff Technologie ist aber meines Erachtens größer. Ich würde sogar sagen er hat eine Größe die kaum ein Deutscher ÜBERHAUPT versteht. Und die Touries die beim Bangkok Zwischenstopp in der U-Bahn jeden am Smartphone sehen, bewerten nur abwertend und läppisch die Smartphone Generation.

Ich hatte glücklicherweise die Chance tiefer einzutauchen in diese Kultur. Ich habe viele junge Entrepreneure bei Events wie DrinkEntrepreneur getroffen die Out-of-nothing mit ihrem Smartphone starten, unzählige Cafés die eigentlich moderne Coworkingspaces sind. Und eben eine junge Generation die mit dem Internet auf jedem Device aufgewachsen ist und alle nur erdenklichen Vorteile nutzt, um alles mit einer beeindruckenden ruhigen Leichtigkeit in die Realität bringt.



Aber nun die Beispiele. Bangkok finden viele Menschen schrecklich die ein paar Tage dort sind. Ich wollte garnicht mehr weg und bin in der Tat sechs sieben mal wieder gekommen weil ich diese junge frische Energie wie Honig finde, der Richtung Zukunft fließt. So war ich zum Beispiel im Ma:D Coworkingspace für Social Entrepreneure. Da ich mich selbst zu dieser seltenen Spezies zähle, wollte ich mal gucken auf welchem Stand die Entwicklung hier ist. Mit der Erinnerung, dass die meisten Social Impact Unternehmer in Deutschland zwar höchst enthusiastisch was sinnvolles machen wollen, dann aber doch vom Umfeld geprägt eigentlich primär mit all den Bootstrapping Problemen beschäftigt sind. Es sind halt wenig wirkliche Unternehmer unter ihnen die Ahnung von Zahlen und Geld haben, weswegen fast alle Geldsorgen haben. Das Geldlose ist hier allerdings eine vollkommen normale Ausgangssituation die nur wenig Aufmerksamkeit schluckt. Für die jungen, ruhigen und unauffälligen Thais oder Jakarta Kids ist das Internet wie Luft und Wissen wie Blut. Also alles was man zum Leben und zur Lösung braucht. Gift hat Ma:D in Bangkok also einfach aufgemacht, es kommen viele Leute, sie macht viel, hat gefühlt unendlich positive Energie und sieht die Schwierigkeiten auch irgendwie auf einer ganz anderen Skala bzw. irgendwie garnicht. Eine absolut frische Naivität die jegliche bremsenden Zweifel von vornherein eliminiert.

Ein anderes Beispiel was mir gezeigt hat das nicht nur in Bangkok eine Horde von jungen Menschen bereits auf dem Weg ist war Indonesien. Zuerst war ich einen Monat auf Bali um festzustellen, dass ich bei weitem nicht der erste Ausländer mit Laptop bin. Auf dieser fernen Honeymoon Paradiesinsel sind schon über zehn Coworingspaces die einfach alle voll sind. Ich kam mir fast etwas blöd vor als ich im Hubud ankam und auf mehreren Stockwerken alle Arbeitsplätze voll waren mit Menschen die konzentriert auf ihre Laptops starren. Ich weiß überhaupt nicht wie ich dem Durchschnitts-Deutschen erklären soll was hier vor sich geht. Es gibt schließlich die Kategorie Urlaub und die Kategorie Schreibtisch. Das hier eine ganze Generation bereits mit kurzen Hosen im Paradies sitzt und den modernsten Scheiß auf die Datenautobahnen schickt scheint bei vielen einen geistigen Bruch zu verursachen. Meine Kooperationspartner bei WeGreen, die sich wundern warum ich zu so seltsamen Zeiten meine eMails verschicke und mal nachfragen, verstehen meist auch nicht so richtig was los ist. "Und wann komme ich wieder zurück?" lautet die Frage, die die alte Denkweise untermauert. Es gibt keine Antwort weil die Frage falsch ist. Ich bin ja schon da, in der globalen Internetgeneration die in der Cloud lebt. Und das gilt hier sowohl für die Digital Nomads aus dem Westen als auch für so gut wie jeden jungen Asiaten der selbstverständlich Instagram, Twitter, Facebook und eben alle Möglichkeiten nutzt. Selbst die Mama einer Thaifreundin verkauft ganz selbstverständlich irgendwelche Cremes via Instagram. Ich bin ja schon unendlich froh, dass meine Mama weiß was #Twitter ist @AStanszus ;-)

Aber es sind nicht nur Einzelfälle die ich gefunden habe sondern ohne detektivisch zu suchen finde ich diese wundervollen Orte an jeder Ecke. In Yogjakarta angekommen haut es mich dann wieder um. In dieser Stadt, in der Mitte von Java, die mit Sicherheit fast keiner meiner Freunde kennt, lande ich dann in einem Hotel was so unfassbar modern ist, das ich fast heulen wollte einen solchen Ort in Europa nie wirklich gefunden zu haben. Das Greenhost Boutique Hotel, sieht aus wie eine modern aufgemotzte Industriehalle wie das Berghain mit LEDs. Der grüne Salat der am Innenhofgeländer wächst bildet einen tollen Kontrast zum Beton und schmeckt zum Organic-Lunch auch super. Auf dem ausgebauten Rooftop ist natürlich auch ein Coworkingspace mit "as-fast-as-possible" Internet. Und einfach alles ist handmade, jung und nachhaltig. Etwas wofür ich in Deutschland ein gefühltes Jahrzehnt gegen Windmühlen argumentieren musste wird hier verdammt nochmal einfach gemacht. Es wird ohne finanzielle Bedenken aus dem Boden gestampft und Kostet dann am Ende nicht mal 20€ die Nacht. Ich musste oft an Bill Gates denken der mal gesagt hat, dass er in Deutschland an der Gewerbeaufsicht scheitern würde. Es ist noch viel schlimmer, sorry Heimat aber die schlimmste Innovationsbremse ist tief in euren Köpfen.

Und es hört nicht auf. Das nächste Ereignis zaubert mir wirklich Gänsehaut wenn ich mich dran zurück erinnere. Wir waren nur ein paar Tage in Jakarta um zurück nach Bangkok zu fliegen. Aber kein Problem, das haben die wissenshungrigen wundervollen Menschen sofort genutzt. Jakarta ist eigentlich eine lebensfeindliche Hölle und die zweitgrößte Metropolregion der Erde besteht oberflächlich betrachtet nur aus Stau. Aber Novi die nette Freundin bei der wir übernachten durften hat unter ihrem Kopftuch ein paar Raketen versteckt. Innerhalb von 24 Stunden hat sie mit einem Coworkingspace ein Event aus dem Boden gestampft. Zwei Social Entrepreneure als Headline reichen aus und das Event ist in wenigen Stunden ausgebucht und sogar der indonesische Minister für Kreativwirtschaft kam vorbei. Die sehr junge und konzentriert junge Crowd lauschte jedem unserer Worte genau, stellte die cleversten Fragen ever und nach dem Event ist mein Twitter Account explodiert. Im Namen von WeGreen habe ich schon hunderte von Vorträgen vor tausenden Leuten gehalten, aber die Twitteraktivität in diesem ranzig provisierten Coworkingspace Code Magonda hat einfach alles übertroffen. Die jungen Menschen waren so dankbar und saugen das Wissen wie ein Schwamm auf. Ein elf Jahre alter Junge hat sich bei mir auf präzisem englisch bedankt und ich habe später erfahren, dass er andern Kindern programmieren beibringt! Beat that Germany und in diesem Land von dem keiner von euch eine Ahnung hat sind 220 Millionen Menschen von denen der Durchschnitt einfach mal keine grauen Haare hat.


Selbst das junge Deutschland ist einfach geistig überholt. Wir sind so alt in unseren Köpfen und im Gegensatz sitzen jetzt wieder so viele ruhige Asiaten um mich herum. Ich bin im fünften Stock von einem Shopping Center in Chiang Mai. Die Stadt die bei Nomadlist weltweit auf Platz eins ist (in den Monaten ohne Dunstglocke), weil hier alle Vorteile für Digital Nomads zusammenkommen. Hier ist ein Cafe mit schnellem Wifi. Berlin rühmt sich mit seinem scheiß St. Oberholz, hier sitzen zehn mal so viele Leute, die alle drei Devices auf dem Tisch haben. Einige schlafen zwar auch unterm Tisch oder spielen blöde Games. Aber ich spüre förmlich wie die meisten still und leise die Zukunft bauen. Während wir uns noch sorgen um unsere Rente machen, lebt diese Generation bereits virtuell. Und das ist gut so.

Ich glaube nicht nur geopolitisch verschiebt sich die Macht vom Atlantik zum Pazifik. Wie immer gehört die Zukunft der Technologie und denen die Sie nutzen. Momentan gehören wir irgendwie nicht dazu oder mit zehn jähriger Verzögerung. Das ist zwar in zehn Jahren aus anderen Gründen auch wieder egal, aber diese Zeit ist in Asien mit Sicherheit spannender. Diese jungen Menschen haben es verdient und ich gebe das Zepter der Zeit gerne und respektvoll weiter. Und ich liebe Asien für diese Orte.

3 Kommentare:

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  2. Sehr cool Maurice! Und ich scheitere hier an der Technologie ;)

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  3. Das Bild sagt es auch einfach: Take a look at @FarbodSaraf's Tweet: https://twitter.com/FarbodSaraf/status/640360435913502720?s=09

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