Dienstag, 14. April 2015

Ausbildung zum Thai-Massage Experten

Das erste was ich in Bangkok gemacht habe als ich aus dem Flieger gestiegen bin war eine Thaimassage. Und seit über einem halben Jahr habe ich das dann genau jede Woche wiederholt. Sprich ich bin inzwischen ein Thai-Massagen Experte und würde jetzt gerne mal für dieses grandiose Stück Lebensqualität werben.



Im gestressten Westen gönnt man sich ja auch ab und zu mal ein paar Stunden Wellness. Aber bei den teuren 60-Minuten ist der Masseur entweder damit beschäftigt sich durch den Stahlbeton auf den Schultern zu kämpfen oder das Gefälle zwischen An- und Entspannung ist so groß dass man einschläft oder die 60-Minuten in sechs Minuten vorbei sind.

Bei meinem Lebensqualitätssteigerungsexperiment sind einige Dinge deutlich anders verlaufen. Zunächst einmal habe ich bei meinen über vierzig Massagen nie mehr als 300 Baht bezahlt. Was trotz des fallenden Euros immer noch weniger als 10€ sind. Und in den nicht Touristen Ecken ist die gleiche Qualität auch easy für die Hälfte zu haben. Das entspannt den gemeinhin geizigen Deutschen ja dann schon mal im Voraus.

Das beeindruckenste ist, dass ich ziemlich deutlich sagen kann, dass keine Massage gleich war. Thai-Massage ist hier so etwas wie eine alte Kunst und die Tradition ist so vielfältig wie seine Künstler. Und es gibt viele. Es gibt Straßen in Bangkok die haben glaube ich mehr Massagestudios als ganz Berlin. Und damit meine ich nicht die Straßen mit den pink/roten Schildern wo es Extraservice gibt. Von den Thais habe ich gelernt, die Massage nicht als so etwas selten Besonderes zu sehen, was man sich eben irgendwie nur mal zum Geburtstag schenken lässt. Nein es ist eher wie Zähne putzen und dadurch ebenfalls deutlich entspannter. Das regelmäßige erhöht die Qualität so ungemein da nicht zu viel Zeit mit Stahlbetonbohren verbracht wird und auch mal tiefer liegende subtile kleine Verspannungen angegangen werden. Und auch der Bausch des besonderen führt eher zu einer mentalen Anspannung ob der Masseur denn auch gut ist oder die einzelnen Handgriffe.

Aber nun zur Massage. Jede ist anders und ich kann auch deutlich sagen, dass einfach ALLE gut waren. Viele sehr gut und einige war so amazing, dass es eher an religiöse Erfahrung gleicht. Es kommt auch nicht so sehr auf das Massagestudio an, sondern eben den Masseur oder öfter Masseurin und deren Tagesform. Vormittags ist in der Regel besser. Und ich habe auch neben der traditionellen Thai Massage die anderen beiden Basisformen Fußmassage und Oilmassage im Wechsel ausprobiert. Fußmassagen werden meistens zu ganzen Beinmassagen und bei der Öl Variante gibt es tatsächlich ab und zu ein recht unverruchtes Happy End. Ein wichtiger Faktor ist auch die Region. Im Süden ist alles härter als im Norden. Die verrückteste und härteste Session hatte ich am Ao Nang Strand in der Krabi Province. Mo ist energisch, kreativ und kunstvoll auf mir rumgeturnt und hat die interessantesten Schwachstellen gefunden. Die befreienden Schmerzen haben ihr sogar deutlich mehr Freude bereitet als mir. Im Gegensatz dazu hat mal in Bangkok eine Lady auf meinem Rücken telefoniert. War aber trotzdem erstaunlich gut.

Dass es eine unglaublich vielfältige Technik ist, habe ich dann in einem Gesundheitshaus (das Thailändische Gegenteil von Krankenhaus) deutlich verstanden. Es waren wie gesagt ALLE Massagen anders. Aber in dieser öffentlichen Einrichtung hatte ich dann das Glück zwei Stunden vom Oberlehrer bearbeitet zu werden. Ich glaube die haben beim Vorcheckup gemerkt dass er bei mir anspruchsvollere Sachen ausprobieren konnte. Er lachte dann auch herzhaft als ich beneinte ob ich irgendwo „Probleme“ habe. Er hat wie ein Spürhund Ecken gefunden die man sonst nur vom Yogamuskelkater kennt. Und die wurden dann bearbeitet. Irgendwer meinte zu mir auch mal die Thai-Massage sei Yoga für faule, was ich jetzt verstanden habe und grandios finde.

Zwischenzeitlich war ich auch mal länger auf Bali und konnte die dort traditionelle Balinese-Massage vergleichen. Eine tolle Mischung aus den mechanisch technischen Griffen der Thaimassage und dem entspannendem Flow der Oil-Massage. Aber je nach Laune und Verfassung bevorzuge ich Thailand. Mit einer Oil-Massage die eher für Westler ist kommt man sanft vom Minus in Richtung Plus. Mit der Thai-Massage kommt man vom Plus in ein noch viel größeres Plus. Für Leute im Minus, sprich mit Stahlbetonschultern, kann es aber durchaus grauenvoll sein. Der meditativ Schmerz annehmend und loslassende asiatische Ansatz ist eben doch ein starker Gegensatz zum Westler, der sich bei Spannungsschmerzen einfach noch doller anspannt und die Luft anhält. Diese Metapher lässt sich auch gerne auf ca. alle Lebenslagen und Philosophien übertragen.

Wer genauer Empfehlungen haben will wo es die besten Spots und Places in Thailand gibt kann mich gerne via Twitter oder in den Kommentaren fragen. Ich bin deutlich zu faul eine idiotensichere Liste zu erstellen. Probiert es einfach oft und mit mentaler Leichtigkeit aus. Es ist sein Geld sowas von wert und hat meine Lebensqualität enorm erhöht. Kaum zu glauben, dass immer noch so viele Menschen ähnlich viel Geld für Zigaretten oder sowas ausgeben. Life is soo good. Invest in its quality.

Fortsetzung Mai 2016: Meister des Massiert-werden

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