Freitag, 24. August 2018

Die Grenze verläuft nicht zwischen Ost und West, nicht zwischen oben und unten, die Grenze verläuft zwischen dir und mir.

Das dreißigundzweite Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. August 2008. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.


„Ja die guten alten Grenzen. Es ist nicht einfach unsere Schubladen ständig zu verschieben und es dauert noch länger die neue Weltordnung, in der wir bereits sind, zu checken. Ich fand das Finale des Mannschaftsturnens der Mädchen zur Symbolisierung ganz geeignet. Neues Gold für die 13 jährigen Chinesinnen. Im Vogelnest der grünen Friedenstaube zeigt sich, entgegen jeder verbohrten Detailkritik, eine enorm positive Entwicklung. Eine weitere Tendenz, jedoch nach unten, ist die der neonpink-glitzernden-make-up-grinsenden US-Girls die mit Silber natürlich nicht zufrieden sind. Die USA hatten ihre Zeit in der Weltgeschichte, es bleibt nur abzuwarten ob sie mit Obama/Kennedy 2.0 noch mal die Kurve kriegen oder mit Pommes voll an die Wand fahren. Naja und die niemals lächelnden Russinnen werden jetzt sogar von EURO Ladys aus Rumänien vom Treppchen gedrängt. Der verbitterte besoffene Riese kann mit seinem Trotz natürlich gar nicht umgehen und verkloppt idiotischerweise den kleinsten aufm Schulhof.

Mich soll das alles gar nicht interessieren denn ich hau wieder ab und diesmal in eine ganz andere Richtung. Auf meiner Reiseliste „alle Länder die mit C H I anfangen“ fehlt mir nur noch eines. Dank meiner fehlenden Souveränität werde ich Berlin im Rosinenbomber tschüss sagen. Gegen Tempelhof, aber selber die Luft verpesten und zu dieser Paradoxie stehen. Ich will mehr davon. Wie wärs mit: Gegen Mediaspree voten und danach die Eisbären in der CO2 World anfeuern. Das Foto ist übrigens der direkte Gegenschuss vom letzten Augustfoto. Ich hoffe ihr könnt euch denken was das bedeutet.“

Wenn man von der East Side Gallery kommt und über die Schillingbrücke geht und der alten Mauer folgt dann kreuzt man die Köpenicker Straße. Und die Wand hinter A.T.U hatte immer diesen fetten schwarzen Spruch. Die Grenze verläuft nicht zwischen Ost und West, sondern zwischen oben und unten. Das fand ich gut weil es nicht mehr über die Teilung der Mauer in der Vergangenheit meckert. Sondern eines der wenigen Themen die wirklich schlechter werden in dieser Welt. Die Ungleichverteilung. Umso cooler fand ich es als die Wand dann leider irgendwann weiß war und wieder irgendwelche schlauen Punk-Graffiti-Whatever-Guys den nächsten Spruch rangeschrieben haben. Erst sind sie nicht fertig geworden und der Satz war nur angefangen. Später aber stand da wieder philosophisch schlau und richtungsweisend, dass die wirkliche Grenze auch garnicht mehr zwischen oben und unten ist, sondern eben zwischen mir und dir.

Und das ist so wahr. Der Graben von meiner subjektiven Weltsicht zu deiner kann wirklich der tiefsten sein. Den zwischen Ost und West haben viele überwunden. Viele Idioten natürlich noch nicht, aber das sind die ewig gestrigen. Um die geht es mir nicht. Viele Idioten gibt es immer schon. Die generelle Tendenz ist wichtig. Und ja die Schere zwischen arm und reich wird größer. Aber es wird auch immer leichter eben diesen Graben zu überspringen. Früher war es schlicht undenkbar aus seiner Schicht raus zu kommen. Heute ist es zwar immernoch schwer, aber paradoxerweise gleichzeitig, eben auch so einfach wie noch nie. Dank Internet, globalem kostenlosem Zugang zu wissen, usw. kann man es immer leichter von unten nach oben schaffen. Anyway ist also auch das nicht mehr die zukunftsweisende Tendenz in diesen tollen Sprüchen an dieser weißen Wand. 

Die Grenze zwischen mir und dir kann aber sehr sehr schwer zu überwinden sein. Weil man dafür erstmal tief in sich rein gehen muss. Allein das machen die meisten aus vielerlei Gründen ja schon nicht. Dann entfernt man sich irgendwann so weit vom außen ins innere um am Ende festzustellen, dass eh alles Eins ist. Aber alle die nicht wissen, das Alles Eins ist, denken dann sie sind einsam und du bist seltsam. Und die Welt ist voller empathischer Fehleinschätzungen, weil die meisten Leute eben genau in die andere Richtung und damit in eine Sackgasse laufen. Kompliziert. Diesen Graben kann man auch garnicht mehr so sehr durch Willenskraft oder Mut und Stärke überwinden. Generell helfen die Muster der Vorgängergeneration schlicht garnicht mehr. Naja und inzwischen ist die Wand schon seit Jahren weiß. Keiner weiß mehr wo die Grenze war außer es stehen 8000 Ballons drauf. Keiner weiß mehr ob der Typ am Späti ein Penner ist oder ein Start-Up CEO. Und keiner weiß mehr wo die Grenze zwischen mir und dir überhaupt ist, wenn alles ALLEIN ist und alle ALEINE sind. Also ist das jetzt durch. 



Und früher konnte ich von der Kopi in die Panne Bar gucken. Einmal sind wir sogar Luftline gelaufen und geschwommen. Und dann haben sie die O2 World da hin gebaut. Jetzt ist es die Mercedes Benz Arena und das architektonisch Langweiligste Office Ghetto ever. Und es ist egal weil ich wohne hinter der weißen Wand im Vogelnest und bin der CEO Penner am Späti. Und so wichtig Grenzen auch sind, umso wichtiger ist es sie ständig zu sprengen, zu überschreiten, aufzuweichen und wieder neuere kompliziertere Grenzen zu ziehen. Die Welt verändert sich so schnell und so doll. 10 Jahre sind wie 100 Jahre früher. Und bald wird ein Jahr wie 1000 sein. Es werden wieder viele nicht mitkommen aber an der weißen Wand wird die Antwort stehen.

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