Donnerstag, 18. Mai 2017

Das Thema ist Nachhaltig-kalt

Als ich vor zehn Jahren in China gelebt habe, sah ich eine unnachhaltige Welt, die nicht meine Zukunft sein konnte. Ein Jahr später als ich in Chile gelebt habe, kam mir die Idee wie ich die Welt ändern konnte. Noch ein Jahr später war die Idee theoretisch ausformuliert und vor sieben Jahren dann habe ich meine zweite Firma WeGreen gegründet. Die Nachhaltigkeitsampel ist also nun über sieben Jahre alt und diese seltsame Zahl lässt mich nun zurück blicken. Sieben Jahre green, online Start-Up, Social Business in Deutschland. Mein Resümee ist weder gut noch schlecht, es ist einfach besser. Genau der Unterschied den so viele Leute nicht verstehen.

Mit null Kapital, viel Enthusiasmus und einer brillanten Idee habe ich angefangen. Auf dem Weg konnte ich viele Mitstreiter und Gefährten finden, aber ich habe auch meine Gesundheit, Freundschaften und meine Ehe aufs Spiel gesetzt. Mit tausenden Investoren gesprochen um hundert zu überzeugen. In einem Deutschland indem Internet Neuland ist und immer noch nicht wirklich risikofreudig gehandelt wird. Aber zumindest dachte ich hier versteht man das mit diesem "Nachhaltigkeit". Wir haben mit unserer Ampel in den Jahren über zehn Millionen Menschen erreicht und über 80% aller Nutzer treffen eine grünere Kaufentscheidung nachdem Sie wegreen.de benutzt haben. Wir haben ca. 9 verschiedene Geschäftsmodelle ausprobiert um mit der ganzen Geschichte auch noch Geld zu verdienen, von denen nicht viele übrig geblieben sind. Und nach all den Jahren kann ich sagen, dass das was wir erreicht haben nicht gut ist. Meine längste Mitarbeiterin musste ich fünfmal entlassen. Und nachdem es überhaupt keine festen Mitarbeiter mehr gab, sind alle einfach nur dankbar für diese Zeit. Der finanzielle Erfolg ist definitiv auch ausgeblieben, was die meisten Investoren stillschweigend hinnehmen, einige wenige, die die Risikostreuung von Venture Kapital nicht verstanden haben meckern und ein Dutzend ist froh eine so tolle Idee unterstützt zu haben, die immernoch existiert.

Womit die ganze Sache auch nicht schlecht ist, weil es uns immernoch gibt und immernoch vielen tausenden Nutzern pro Monat hilft. Die Webseite ist ausgereifter als viele andere Dienste, wird aber auch nicht mehr rapide weiterentwickelt. In den Jahren haben ich viele andere gesehen die vor uns und nach uns auf den LOHAS Zug aufgesprungen sind. Viele Social Entrepreneur Enthusiasten wie Fairmondo oder Goodz die offensichtlich nicht rechnen konnten. Ernst zu nehmende Mitbewerber wie Utopia und AvocadoStore dessen Geldgeber noch mehr leiden mussten als bei uns. Und unzählige kleine grüne Männchen, die sich alle um einen Kuchen stritten, der noch zu klein war. Bis dato kann man sagen das es in Deutschland niemand erfolgreich geschafft hat, mit diesem Thema online wirklich Geld zu verdienen.

Einmal hat uns ein Zalando Vorstand zu sich gelockt mit der Behauptung sie würde überlegen die Ampel bei sich zu integrieren. In dem Meeting haben sie dann aber recht deutlich gesagt, dass es eigentlich keinen interessiert und sie die fünf veganen Schuhe halt auch noch mit verkaufen. Später als wir unser Browser Add-on veröffentlicht haben, haben Sie uns aus dem Partnerprogramm geworfen. Und inzwischen leben wir in einer Welt in der ein US-Präsident den Klimawandel leugnet. Definitiv Nachhaltigkalt!

Wie dem auch sei, am Wochenende ist der letzte Spieltag in der Bundesliga. Und ich bin leider HSV Fan. Wer sich da etwas auskennt, weiß das dieser Verein der einzige ist, der seit Beginn der Bundesliga dabei ist und noch nie abgestiegen ist. Aber in den letzten Jahren sind Sie sehr oft sehr sehr fast abgestiegen und momentan sind sie auch mal wieder auf dem Relegationsplatz. Das erzähle ich, weil ich da eine Analogie sehe. So wie der HSV schon immer in der ersten Liga ist, so wird auch die Nachhaltigkeitsampel für immer weiter existieren. Das ist definitiv nicht schlecht. Aber von der Meisterschaft sind wir beide unvorstellbar weit entfernt. Das ist definitiv nicht gut. Aber was ich damit sagen will, es ist definitiv besser als vieles vieles andere. Es ist einfach besser seine Lebenszeit in etwas besseres zu stecken. Es ist einfach besser.



Und ich überlasse es jetzt mal dem Schicksal ob es das verflixte siebte Jahr wird oder die lucky number 7-7-7.

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