Samstag, 24. März 2018

Meine Mizi

Das zwanzigundsiebte Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. März 2008. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.


„Am 29.10.2004 bin ich mit dem Engländer nach Amsterdam gefahren. Wir hatten Tickets für das TIËSTO CONCERT einen Tag später in Arnhem. Ich war zu der Zeit fast jedes Wochenende auf solchen Events oder Festivals in Europa unterwegs. Hab damals schon für die Musik gelebt. Na auf jeden Fall hatten wir noch eine spontane Nacht in Amsterdam. Zu geizig fürs Hotel und sogar für die scheiß hohen Parkplatzgebühren. Wir haben dann im Auto gewohnt. Der Engländer hat die Nacht bei einer Bekanntschaft verbracht und ich bin weiter alleine durch ein paar Clubs gezogen. Nicht ungewöhnlich für mich, wie ihr gleich erkennen werdet. Ich bin dann irgendwann ins Auto, pennen. Morgens wollte ich mir andere Klamotten anziehen. Ich zog mich im Auto auf dem Beifahrersitz aus. Als ich nackt war, hatte ich ein seltsames Gefühl. Ihr könnt sagen was ihr wollte aber man spürt es, wenn man beobachtet wird. Tatsächlich. Wir hatten direkt an einer Gracht geparkt und vor uns war ein Hausboot. Durch das Bullauge des Hausbootes schaute mich eine Katze an. Direkt in die Augen. Ich schaute zurück. Hat sie mich jetzt beobachtet wie ich mich um, /bzw. ausziehe? Ihr kennt sicher das Phänomen das man Hunden nicht so lange in die Augen schauen kann. Ich habe auch immer meine Probleme gehabt Menschen oder sonst wem lange in die Augen zu gucken. Es lief daraus hinaus, dass die Katze und ich uns sehr lange in die Augen geguckt haben. Ich habe noch nie einem Lebewesen so lange in die Augen geschaut. Meine Güte ist das intensiv. Na ja auf jeden Fall war das ein recht interessantes Erlebnis. Ich hab dem Engländer davon berichtet und wir haben noch im selben Jahr entschieden, dass die Katze unser Weltimperiumslogo wird.



Ich verbinde sehr viel mit Katzen. Sie haben so viele Eigenschaften die dem weiblichen ähneln. Sie sind so bezaubernd hübsch. Selbst wenn sie böse gucken oder sogar böse sind. Sie lieben es gestreichelt zu werden, können dir aber im nächsten Moment die Augen auskratzen. Sie sind nicht so offensichtlich dumm wie Hunde, aber dafür etwas zickiger untereinander. Ich könnte noch unheimlich viele andere Beispiele geben, aber ihr wisst sicher was ich meine. Katzen sind halt weiblich und Hunde repräsentieren die Männer. Zunge raus, Schwanz wedeln und Stöckchen hohlen. In der Gruppe immer schön kloppen, bellen und profilieren. Aber meistens so lieb und schon fast treudoof, allerdings leider zu doll von den Trieben geleitet. Na ja wie dem auch sei, worauf ich hinaus will, ich habe eine recht verwirrende Symbolik hinter meine Katze gesteckt. Ich selber habe erstaunlich viele Katzeneigenschaften. Wenn ich noch mehr weibliche Hormone abbekommen hätte wäre ich wohl fast schwul geworden. Es ist aber noch an der Grenze. Ich bin ein Hund mit überdurchschnittlich vielen Katzeneigenschaften. …“

Ja und jetzt hat die Katze Geburtstag und ist schon zehn Jahre alt. Habe nie wirklich verstanden warum sich die meisten Leute irgendwelche bedeutungslosen Tattoos machen lassen. Ich dachte immer wenn schon denn schon. Das muss eine persönliche Story her, aufgeladen mit ganz viel Symbolik. Die Katze konnte ich später natürlich noch mehr aufladen. Denn nach meiner Alterslüge galt ich in China als jemand der im Jahre des Hundes geboren wurde. Das stimmt zwar nicht, ist aber egal. Und jetzt ist wieder das Jahr des Hundes da sich der Zwölfjahreszyklus wiederholt. Und es ist ziemlich viel in diesem Zyklus passiert. Naja trotzdem ist die Katze auf meinem rechten Arm. Das ist laut chinesischer Medizin allerdings die männliche Seite. Umgekehrt nur im Gehirn.

Wie dem auch sei, repräsentiert es meinen weiblichen Anteil im männlichen dadurch nur noch besser. Meine Liebe und Akzeptanz für das weibliche im männlichen ist wirklich eine der wichtigsten Eigenschaften meiner Persönlichkeit. Und deshalb will ich auch nach wie vor diese Katze den Rest meines Lebens tragen. Und nicht genug mit der Symbolik, nein ich musste sie natürlich auch selbst zeichnen. In Shanghai habe ich mir malwieder eine Chinesische Vogue gekauft und unzählige Modelarme vollgemalt. Irgendwann hatte ich den idealen harmonischen Schwung drauf. Der Runde der so überhaupt nicht mehr 24, sondern schon längst 36 war. Als ich dann zu Hollywood Mark kam und ich seinen Gegenvorschlag ablehnte, hat er nicht mehr mit mir geredet. Der hatte schon die halbe Holländische Nationalmannschaft und Robin Williams unter der Nadel und jetzt will ich so eine blöde Katze dessen Ohren auch noch wie ein M aussehen. Nun gut, ein Glück bin ich da kompromisslos. Wobei der mittlere, untere Teil des M zu breit geraten ist, was jeder gute Sprayer natürlich bemerkt hätte. Naja habe ich einfach weniger bezahlt als er wollte.

Großartig wie solche Tattoo Erinnerungen quasi mitgestochen werden. Auch das ich meiner Mizi beim stechen vermutlich die Hand zerquetscht habe, weil ich dachte der Bullaugenkreis sei nicht 3cm sondern eher 3 Meter. Und natürlich hat sich auch Tatty noch verewigt. Und Goldy war auch dabei. Und alle drei haben jetzt genau zehn Jahre später ihre süßen kleinen Katzenbabys geworfen. Wer hätte gedacht das dieser Trip nach Amsterdam so große Kreise schließt.

Ja und außerdem noch wichtig zu erwähnen ist natürlich die Position. Die hat nämlich auch ihren Sinn. Hollywood Mark hat auch hier wieder nicht verstanden, dass die Katze nicht vertikal oder horizontal gerade zur Armachse sein sollte. Nein wie 24 wäre das denn?! Sie schaut erst dann überhaupt aus ihrem Versteck wenn ich mich öffne und die Welt feiere. Das Leben und die Musik darin. So wie Luciano bei seinen Sets die Lippen vor Entzückung rundet und die Arme bis in die Unendlichkeit fliegen lässt. Feierei und Gude Laune, lasst die Katze frei. Sprich das Tattoo entwickelt seine volle sichtbare Wirkung nur in den Momenten, in denen ich auf dem Dancefloor fliege. Wenn ich frei bin und zu meiner ewigen Liebe der Musik schnurre. Und ganz ganz selten sieht man Mizi dann sogar lachen. Das sind die schönsten Momente im Leben, weil sie zeitlos sind und für immer bleiben. Ich liebe euch all ihr Katzen. Ihr seid schöner als perfekt. Ihr seid Dreißigundsechs.

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