Sonntag, 24. September 2017

Ich check 1.0

Das zwanzigundeinste Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. September 2007. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.


„Ich lieg hier im Garten bei meiner Mama, weil ich mir Zeit genommen hab. Bzw. mir die Zeit erkämpft habe. Erkämpft gegenüber einer Gesellschaft die schneller ist als ich, die direkter ist, die nicht so sensibel ist wie ich, die weniger beeinflusst wurde als ich und dessen Unterbewusstsein schön weit weg ist. Schön sag ich, weil ich angedacht habe, ob es vielleicht wirklich schöner ist. Soll also nicht 100 Prozent ironisch sein. Vielleicht hab ich mir ja doch zu viel aufgeladen. Dann versuch ich das alles zu sortieren, merke aber, je mehr Überblick ich bekomme, wie groß der Berg ist, den ich da abarbeiten muss. Da kommen auch mir Zweifel auf, ob es denn den Berg wirklich gibt oder ob ich ihn mir denke. Ihr merkt schon der Newslätta ist anders. Er ist recht wirr, unstrukturiert und definitiv noch nicht zu Ende gedacht. Das war schon mal so. Der erste aus China. Da hab ich mir das aber nicht eingestanden und drüber hinweg gelabert. Na ja der größere Teil von Rice denkt halt der Berg ist da und muss abgearbeitet werden. Also durch ein Labyrinth von verschlossenen Türen durch.

So wie ihr sonst immer den Lätta vor euch habt. Oder vielleicht auch diesmal, aber diesmal nicht bewusst. Also falls jemand dabei ist, der sonst immer auf Schlüsselsuche geht, sollte diesmal draußen bleiben. Die anderen die den Berg nicht sehen, weil sie ihn nicht sehen können oder weil er tatsächlich gar nicht da ist, haben diesmal mehr zu lesen. Mehr oder Ozean oder Meer? Als ich vom Wasser durchgeschüttelt wurde war mir das egal, aber wenn du die ganze Erde siehst spielt der Unterschied ne Rolle. Lallullal sind ja eh alles Zwickmühlen. Ich weiß zwar, dass ich die mit Zeit und dem Mittelweg bekämpfen kann, aber ich fühle es noch nicht. Noch nicht! Deshalb wünsch ich mir diesmal Pause und ich wünsch mir, dass ihr meine Pause akzeptiert. Dein Leben ist dein Wunschkonzert 2.0. Das zweite war zwar schon wieder zu viel, aber das wird jetzt nicht erklärt. Erklärt wird im Lätter eh nix.“



Nach zehn Jahren lese ich das. Immer wieder erstaunlich. Offensichtlich bin ich verwirrt. Der reverse Kulturschock hat hier richtig rein gehauen. Aber durch das Schreiben selbst habe ich immerhin selbst erkannt wie verwirrt ich bin. So oft wurde diese Erkenntnis beschrieben. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Und damit weiß ich schon so viel mehr als die, die nicht wissen, dass sie nichts wissen. Es passiert immer so viel. Zumindest in meinem Leben immer mehr als man eigentlich verarbeiten kann. Aber inzwischen glaube ich, man bekommt immer genau die Schippe oben drauf die halt leicht oder auch stark hinter bzw über der Grenze liegt. Die ewigen Test vom Universum. Und am Ende zerbricht man sich endlos den Kopf obwohl all diese Gedanken eigentlich nutzloser Müll sind. So wie dieser schöne Sonnenuntergangshimmel vollgekrakelt ist mit Themen, Problemen, bla bla bla und so weiter. Und unterm Strich ist natürlich alles gut. 

Das mit dem Ozean erinnert mich an ein Bild. Der eine Mann der vor der Mauer steht und auf die Maurer guckt. Sie ist voll bunt angemahlt mit einer schönen Landschaft, blauem Himmel, hübsche Wolken, die Sonne, Blumen. Es ist zwar nur ein Bild auf der Mauer aber der Mann steht so dicht davor, dass er garnicht checkt, dass es nur ein Bild ist. Er checkt null. Er starrt dumm und glücklich auf die Mauer. Aber irgendwo im Unterbewusstsein fühlt er, dass etwas nicht stimmt. Und daneben steht ein Mann auf einem Stapel von Büchern. Der Stapel ist so hoch, dass er über die Mauer rüber gucken kann. Und dahinter ist die schreckliche Realität zu sehen. Brennende Wälder, Fabriken, Panzer und ganz viel Leid. Der kann auch nicht mehr runter und sich neben den Idioten stellen. Er checkt 1.0. Er hat die schreckliche Wahrheit schon gesehen. Und das macht ihn ziemlich unglücklich. Und daneben steht noch einer auf einem noch viel höheren Stapel von Büchern. Der ist so hoch das er eigentlich nurnoch die ganze Galaxie sieht, mehr noch das ganze Universum mit alle seinen bunten Galaxien auf dem schwarzen Hintergrund der Unendlichkeit. Das ganze sieht noch viel geiler aus als das Bild auf der Mauer und es ist echt und wahr. Er checkt 2.0.

Also macht die Perspektive malwieder alles aus. Und so auch mit dem Meer. In dem September 2007 war ich spontan segeln weil mich ein paar Freunde mitgenommen haben. Keiner von uns hatte einen Plan vom Segeln aber übermüpfig sind wir los von Elba nach Capraia. Auf dem halbem Weg kam dann ein Sturm. Schwimmwesten unter Deck, keine Ahnung von Nichts. Wir wurden so durchgeschüttelt. Ich habe nur gekotzt und die Wellen ballern mir die Todesangst in die Fresse. Vollkommen durchgeschüttelt. In dem Moment ist es egal ob es ein Meer oder ein Ozean ist. Mir jedenfalls. Derjenige, der von einer internationalen Raumstation von oben runter guckt sieht nur ein paar Wolken über dem Meer. Die Position und die Sichtweise von dort machen eben alles aus. Und das bezieht sich natürlich nicht nur auf räumliche sondern auch auf innere Positionen. 

Und die können so extrem unterschiedlich sein. Und von denen ist auch keine falsch oder so. Aber ich mag die Positionen tief unten im Ozean oder ganz weit oben auf dem Buchstapel im Universum. Den ich war an beiden Orten. Vor zehn Jahren auf dem Schiff in der Nussschale. Und jetzt deep in Space, im All, im Nichts und damit Überall. Morgen ist malwieder Bundestagswahl. Alle Welt eiert in der Nusschale rum. Ich denke immer wieder und immer mehr das mein Leben eines der besten Leben aller Zeiten ist. Wirklich eines der besten Leben welches jemals gelebt worden ist. Und das ist noch nichtmal optimistisches Wunschdenken. Vielleicht wiederhole ich mich und für Kapitäne von Nussschalen mag es extrem und absurd klingen. Aber ich musste noch nie wirklich hungern, ich kenne keinen Krieg, ich kann meine Meinung per Twitter in alle Welt hinaus schreien. Ich habe quasi umsonst studiert und ohne reich zu sein hatte ich als Student sogar irgendwann eine Putzfrau. Ich kann essen was ich will und es gibt unendlich viele Eissorten. Es gibt in Summe eine noch nie dagewesene Fülle an wahren, schönen und guten Dingen. Jeder ist Künstler auf instagram, es gibt unendlich viel Musik und 10% davon ist vielleicht sogar gut. Ja und am aller geilsten, ich kann fliegen. Meine Oma hat Deutschland noch nie verlassen und ich kann zu jedem Ort der Erde reisen und zwar ziemlich einfach. Wie geil ist das denn? Und unterm Strich können das auch immer mehr Menschen, immer leichter machen. Der Zugang zu Wissen wird immer leichter. Ich wiederhole mich und schweife ab, aber wie geil ist das denn? Eines meiner größten Probleme ist die Staudurchsage auf Deutschlandfunk. Bitte schafft sie doch endlich ab, ich brauche sie auf Klo nicht und verstehe in meinem Cocoon das mit den Autos und den Fernsehern einfach nicht mehr. Warum soll ich von meinem Stapel Bücher runter kommen? Was habt ihr denn für Argumente? Kommt doch lieber alle hier hoch. Es ist unendlich viel Platz, unendlich geil und schön, kostet nichts und wird sogar noch mehr wenn man es teilt.


Naja aber vielleicht check ich nach wie vor auch erst 1.0 und da geht noch mehr. Also vielleicht doch noch mehr Bücher lesen. Und am besten ganz anstatt die Zusammenfassung aus drei Büchern plus YouTube Video. Wobei das natürlich auch von den Lerntypen abhängig ist. Wobei ab einem gewissen Punkt Quantität dann doch wieder gleich Qualität ist. 10.000 Stunden und du bist ein Meister. Alles im Fluss und selbst die interruptions oft the Flow are part oft he Flow. Master of Life wäre doch geil. Evtl geht es darum hier. Evtl ist aber auch die Antwort auf Alles mit ca. 50% Wahrscheinlichkeit #EGAL. 

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