Samstag, 24. Juni 2017

歌德的德是德国的德

Das zehnachte Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. Juni 2007. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.


Gede de de shi deguo de de. Goethe`s „the“ ist Deutschland`s „Deutsch“. Jetzt versteht ihr sicher nur Bahnhof. Genauso ging es den Chinesen als ich ihnen meine Flagge gezeigt hab. Der Farbenverwirrtrick hat hier noch viel besser funktioniert. Es wurde meistens noch nicht mal bemerkt was hier der Trick war. Neue Sachen sind zwar immer gut, aber manchmal mag ich es auch die alten Ideen raus zu kramen und mit einem netten Relaunch zu testen, welche anderen Effekte bei anderen Leuten entstehen oder zu anderen Zeitpunkten. 



Die Gold Black Red Flagge ein Jahr nach dem Märchen rauszuholen und in China zu präsentieren hat auch uns als Repräsentanten verändert. Nein verändert waren wir schon, es wurde nur jetzt bewusst. Dieses Bewusstsein war neu für mich. Jeder der mal länger im Ausland war, merkt schnell, dass noch vor dem Namen die Frage nach der Herkunft gestellt wird. Nun Geschäftsleute können schon seit jeher mit einem gewissen Stolz sagen Made in Germany weil es für Qualität steht. Aber in der Menschlichen Ebene wirkt diese Perfektion an Qualität, Pünktlichkeit, Ordnung, Moral und Tugend dann doch eher beängstigend. Schlimmer noch wenn dieser kalte Meckerblick dazu kommt und als Krönung dieses Geschichtsbewusstsein, was einen viel zu oft ängstlich unnatürlich wirken lässt. Umso geiler das genau das alles jetzt vorbei ist. 

Schland ist zwar immer noch Schland und bei Effizienzgraden macht uns immer noch niemand was vor, aber die verkaufen wir jetzt mit einer knallbunten kreativen Entertainment Show. Nicht eine vom Las Vegas Style, sondern eine die wie 24 plus 36 zunächst Paradox wirkt, im zweiten Moment aber voll reinhaut. Das dicke fette Herz von Europa hat eine Generation ausgespuckt die vor einer interessanten Entscheidung steht. Haben wir als Kinder europäisch-aufgeklärter postmoderner nun einen so hohen Standard dass wir uns faul auf dem vorher erreichtem ausruhen? Ich meine die Ägypter, die Maya, das Römische Reich oder genau hier meine Chinesen hatten zu ihren Hochzeiten einen enormen kulturellen Vorsprung und fast alle haben ihn verspielt. 

Das merke ich ganz stark hier, dass die cleveren Chinesen schon lange vor uns ganz schön clever waren. Schießpulver, Druckkunst, Papier, Kalligraphie und Nudeln, was will man mehr. Doch wenn ich mir jetzt auf irgendwelchen Messen angucke wie vollautomatische Fräsmaschienen perfekt alt aussehende Pavillons für Shanghais Traditional-Distrikt herstellen, wirkt das eher wie ein beängstigendes Disneyland von China nur halt mitten in China. Und was machen die Köpfe währenddessen. Die lernen die Rede von Martin Luther King auswendig oder noch paradoxer, kopieren ihren Klang, können dann aber leider nicht mit eigenen Worten wiedergeben was er damit sagen wollte. Die Kreativität wurde hier erstickt. Sie ist gefangen in einem System was Gemeinwohl und Eigenwohl als Zielkonflikte betrachtet und deswegen ersteres in der Prioritätenliste nach oben stellt. Bei der Anzahl an Leuten wohl auch ein notwendiges Übel. Doch wenn man es in einem größeren zeitlichen Kontext sieht, könnte man den Eindruck gewinnen die Chinesen haben sich auf ihrer Hochkultur zu lange ausgeruht und tun das vielfach noch immer. Jetzt wird langsam wieder aufgeholt, aber nicht überholt. 

Naja und was ist mit uns? Welche Variante wird Europa einschlagen. Faul ausruhen oder, und das ist mein Favorit, noch ne Stufe höher klettern. Ich kann es nicht oft genug wiederhohlen. Ich kenne keinen Krieg, ich habe nie Hunger, ich friere fast nie, Demokratie ist für mich selbstverständlich, Gleichberechtigung ist fast am Ziel und dank Web 2.0 und bald auch iPhone muss ich meine Zeit nicht mehr mit operativem organisatorischem Krams verschwenden. Was machen dann die ganzen Gehirnkapazitäten mit dem freigewordenen Potential? 

Nun ja ich vertrete da eine etwas umstrittene These. Also früher hatten wir die Sturm und Drang Jungs. Goethe hatte es gewiss ziemlich drauf. Schiller auch und ein paar andere auch. Die Quote war meines Erachten nach ziemlich gut. Zugegeben waren seine Außgangsbedingungen auch ziemlich gut. Aber vielleicht können wir festhalten, dass von denen die gute Ausgangsbedingungen hatten, diese auch genutzt haben. Sagen wir von 100 Leuten hatten 10 gute Bedingungen und neun habe diese auch brauchbar genutzt. Nun sind wir heute zum einen viel mehr Menschen auf diesem Planeten. Also machen wir aus den 100 Leuten jetzt mal 1000. Dann verbessern sich zweifelsohne die Ausgangsbedingungen für viel mehr Leute. Ich weiß hier stoße ich immer wieder auf Kritik, doch bin fest davon überzeugt das es für einen immer größeren Anteil der Weltbevölkerung einfacher wird an Wissen und Wohlstand teilzuhaben. Sofern man das errechnen könnte steigt das Durchschnittseinkommen des Durschnittsmenschen stetig an. Nun weiß ich, dass es keinen Durschnittsmenschen gibt und viel schlimmer noch das die Verteilung des Wohlstands immer ungerechter wird. Aber wenn ich hier unsere German Night veranstalte und meine Chinesischen Freunde dabei sind. Amy, oder Steven, oder Wang Song, deren Großeltern noch arme Sichuan Reisbauern waren und die jetzt schon an der Uni studieren und ein Handy haben, dann weiß ich das es denen besser geht als vorher. Nun finanzieller Wohlstand ist aber gar nicht der wichtigste Faktor. Viel wichtiger ist der Zugang zu Wissen. 

Zugegeben dafür sind meine Chinesischen Freunde ein schlechtes Beispiel weil ihnen immer die Knie schlottern wenn ich ihnen erzähle welches Programm sie benutzen müssen um auf Wikipedia zuzugreifen. Obwohl mit dem getwittere der Zukunft auch hier Schlupflöcher gefunden werden, gibt es bereits jetzt im Rest der Welt eine enorme bessere Wissensverteilung. Wikipedia und alles was vergleichssymbolisch dahinter gepackt werden kann, bietet immerhin viel mehr Menschen die Möglichkeit an Wissen zu gelangen. Zurück zu Goethe. Der Junge hatte Geld von Papa und konnte wenn er wollte zur nächsten Bibliothek fahren. Heute hat die wachsende Indische Mittelschicht genauso viel Mittel und selbst in entlegenen Regionen die Möglichkeit über GPRS Infos aus dem Internet zu holen. Also sagen wir von den nun 1000 Leuten haben 400 nun eine bessere Ausgangssituation. Ich sage bewusst vorsichtig, dass es nur die Möglichkeit ist. Denn jetzt kommt ein weiterer gefährlicher Knackpunkt. Der, das die Möglichkeiten nicht genutzt oder falsch genutzt werden. Das ist auch der Fall denn mehr Informationen heißt auch mehr schlechte Informationen oder kurz gesagt Datenmüll. Also baue ich an dieser Stelle mal das Feedback meiner Kritiker ein und sage die Quote verschlechtert sich drastisch. Nicht mehr neun von zehn sondern nur die Hälfte aller Leute nutzt ihre Möglichkeiten. Fuck das wären dann nur 200 von 400. Nun kann man zwar optimistisch sagen dass zwar 200 von 1000 besser ist als 9 von 100 aber meine Message ist eine ganz andere. Es ist die absolute Zahl. Ich mein wenn Goethe und Schiller zusammen gechillt haben, kamen ziemlich geniale Sachen dabei raus. Wenn sich aber nun 200 Genies treffen, meinetwegen in einer Facebook Gruppe oder sogar in Berlin am Schlesischen Tor im gleichen Kiez wohnen, kann es doch nur eine Kulturell-Kreative-Explosion geben. 

Und genau die gibt es auch und ich wohne mitten drin und so was war noch nie vorher da. Deshalb könnt ihr Historiker gerne eure Theorien auspacken und sie auf die Zukunft übertragen, aber ich sag euch wir sind drauf und dran die höchste Kulturstufe aller Zeiten zu erklimmen. Und da ist nichts drin wovor ihr immer Angst hattet wenn ihr Nietzsches Stirnfalten gesehen habt, es ist was wunderschönes denn Kulturell Kreative sind friedlich, moralisch, konstruktiv, kooperativ, glücklich und wie haufenweise positive Energie Felder die sich gegenseitig nach oben pushen. 

Abschließend sollte ich vielleicht noch mal erklären warum ich diesen Spruch als Headline ausgewählt hab. Nun für jeden der in die Chinesische Sprache und Kultur eintaucht, birgt er etwas schönes sinnvolles verständliches hinter einer visuell und akustisch verwirrenden Fassade. Ich habe inzwischen meinen Chinesischen Namen akzeptiert. Zu meinem Namen komme ich aber später noch mal. Goethe hat nämlich schon vor mir seinen Namen bekommen. Zunächst wird mal so ansatzweise geguckt welche Chinesischen Silben ähnlich klingen wie die jeweiligen Namen in Landessprache. Da es zu den meisten Silben dann ziemlich viele verschiedene Schriftzeichen gibt wird das ausgesucht was inhaltlich am besten passt. Der Inhalt ist nur sehr oft abstrakt und schwer fassbar. Bei dem Zeichen für Deutschland wurde eine Silbe genommen die sich schlicht aus einem D und einem E zusammensetzt. DE sind halt die Anfangsbuchstaben von Schland. Das Zeichen was ausgewählt wurde ist eines von diesen abstrakten aber bei den meisten Chinesen die ich gefragt habe deckt es sich ungefähr mit der Bedeutung "Moral und Tugend". Passt natürlich ziemlich gut. Das zweite Schriftzeichen steht lediglich für „Land“. Nun ja und Goethe wurde von der Akustik her erstmal in ge-de unterteilt. Das dann das hintere DE genau das von Deutschland ist scheint kein Zufall zu sein. Bestätigen könnte mir das auch niemand, aber ich denke es liegt nahe einen der größten Schreiber aller Zeiten seiner Heimat zuzuweisen, denn seine Heimat ist sein Umfeld und sein Umfeld beeinflusst ihn und schenkt ihm die Voraussetzungen für seine Persönlichkeitsentwicklung. Lustigerweise kommt hinzu, dass wenn man diesen Sachverhalt erklären will man die Besitzanzeigende Silbe DE gebraucht. Welche zwar gleich klingt aber anders aussieht. Neben dem Bildlichen Artwork welches die Chinesen verwirren sollte also auch ein Chinesiches Artwork welches uns Deutsche verwirrt. Doch nach der Verwirrung sollte der schöne Moment der Entschlüsselung für eine übergeordnete Erkenntnis sorgen. 

Falls sich also mal jemand die Mühe machen sollte chinesisch zu lernen hab ich auch gleich den ganzen Newsletter das erste mal neben englisch auch auf Hanyu übersetzt. Dafür danke ich Amy die mir geholfen hat den Letter zu übersetzten. Ich denke dabei haben wir beide einige Verwirrungen überwunden. Aber allen anderen empfehle ich mal ein bisschen entschlüsseln üben, denn nichts ist schöner als selber auf etwas zu kommen bevor es einem gesagt wird. Wir sollten alle daran arbeiten damit die Kommunikation ein wenig erfolgreicher wird. In diesem Sinne danke ich Chengdu für eine kulturell aufklärende Zeit und widme mich jetzt einer Weiteren Mostermetropole der Welt um meine Visionen endlich in Konkrete Worte und Gebilde fassen kann.

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