Donnerstag, 24. November 2016

Hola Barcelona

Das elfte Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. November 2006. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.

Ja mit dem Bewusstsein in der Tasche, hatte ich nun meinen Stil gefunden. Ich habe einfach die Probleme unserer Zeit, die keine sind, genommen, die mich in den jeweiligen Monaten beschäftigt haben. Nun auch dadurch erkenne ich noch früh genug wie halbwahr diese These ist. Mit Sicherheit gibt es noch haufenweise riesen Probleme, einige behaupten gar das es immer schlimmer oder mindestens auch nicht besser wird. Inzwischen weiß ich heute auch, dass wir ständig auf Messers Schneide fahren und wunderbar in diesem Jahrhundert mit Vollgas an die Wand brettern können. Als kreativer Optimist habe ich dafür allerdings schon meine Lösungsansätze bereit, die verstärkt im letzten Jahr (dieses Buches) auftreten werden. In diesem November lebe ich das Luxusleben welches dank den Vorteilen der Globalisierung jetzt für eine breite Masse zugänglich ist. Einer dieser Tagestrips mit den Billig-Airlines alle Europäischen Städte oberflächlich abklappern, war schon in den ersten RyanAir Jahren mein Hobby geworden. Keine Sorgen den Nachteil bei der Sache check ich auch noch schnell genug. Jetzt war es aber erstmal an der Zeit die Vorteile auszukosten. 

Und so stand in diesem Monat Berlins Hype Vorgänger auf dem Zettel. Eine Stadt am Meer hat immer einen besonderen Flair aber ich wollte in der Tat zu dieser Zeit Berlin ungern verlassen. Es ging so schön und einfach wieder Berg auf und die Netzwerke begannen sich zu verdichten. Dieser Strudel des Lebens in den man gerne hineingerät um sich ein paar Monate manchmal Jahre durchschütteln zu lassen. Es werden immer mehr Freundeskreise und diese werden auch immer größer. Bei der stark wachsenden Quantität muss früher oder später die Qualität leiden aber das merkt man im Rausch ebenso wenig wie andere negative Eindrücke. Viel mehr kommt eine andere nämlich die beschriebene Abstumpfung durch. Je größer des Netzwerk desto mehr verlieren die schönen Zufälle an Wert. Bestes Beispiel ist dieser Newsletter selber. Ich habe inzwischen begonnen die Texte immer ein bisschen früher als dem 24ten zu schreiben. Diesen hier hatte ich bereits vor Barcelona fertig um ihn dann nur noch von der Rambla los zu schicken. Und als wir als letzte in den EasyJet reinhüpften hörte ich aus irgend einer Reihe jemanden meinen Namen rufen. Ich war 0% überrascht, da, wenn ich diesen ganzen Zufällen ihre anfänglichen Werte gutschreiben würde, bereits ein verrückter Sektenanführer wäre der spirituell vollkommen abdrehen muss. Am deutlichsten werde ich das bei meinem Finale noch mal ausführlich demonstrieren. Hier hilft es hin und wieder mal den Sprachgebrauch auf seine Grundsätze zu überprüfen. 

Kann es sein das bei jedem Erdbeben der Nachrichtensprecher die gleichen Phrasen wiederholt und es als Wunder betitelt das nach so vielen Tagen noch jemand geborgen wurde? Sind die kuriosesten Geschichten die als Einzelfälle ganze Bücher füllen und somit als Argument gelten Beweise für was Übernatürliches. Ja soll gar die gesamte Evolution auf einem bloßen Zufall der Mutation beruhen. Dreimal Nein, denn Zufälle verlieren nach den gnadenlosen strikten gesetzten der Mathematik vollkommen ihren Glanz. Auch das was ich so leicht verdaulich als die Zufälle einer Stadt übersetzte in denen man den alten Bekannten an der Supermarktkasse wieder trifft. Egal in welches Stadion oder welchen Club man geht, immer einer über den Weg läuft. Wenn ich das mit meiner beschränkten Sinneswahrnehmung verstehen möchte, kommt als erste Antwort immer die virtuelle Lebenssoftware die alles vorher programmiert hat. Hier schlag ich zum Abschluss den Bogen zum Bild. Aber nein als ich mich dann dank der brand eins mal ein bisschen mit diesen Netzwerktheorien beschäftigt habe war es recht simpel. Jeder hat mal von diesem Radiogeschwafel gehört das man über sechs Ecken jeden auf der Welt kennt. Wenn man von einem durchschnittlichen Bekanntenkreis von 100 Personen ausgeht wäre das sogar schon nach fünf Ecken der Fall. Da von meinen 100 Personen sich aber ziemlich viele untereinander selbst kennen haut das nicht hin. Es müssen die sogenannten Superknoten her, die ein überdurchschnittlich großes Netzwerk haben. Und hab ich das lediglich einen Schritt weiter gesponnen und alle Superknoten in einen Topf geworfen der sich Berliner S-Bahn Ring, MySpace oder Facebook nennt. Schon ist man über die kommenden Zufälle leider nicht mehr überrascht. Leider sag ich hier weil ich mich in dieser Frage noch auf der Suche des Mittelweges befinde. Zu der Zeit habe ich verstärkt auf Quantität gesetzt da ich einigen Austausch nachzuholen hatte und auch heute noch wird mir oft nachgesagt, dass ich viele Menschen um mich herum haben möchte. Und es gibt auch nur wenige Gefühle die schöner sind als in einem Meer von Freunden auf der Tanzfläche zu schwimmen. Wie schnell man aber ertrinken kann, war mir nicht bewusst. Und um wie viel schöner, jedoch oft von außen als konservativ angesehen, es ist im Kreis der Qualität zu genießen wird sich noch zeigen. Noch habe ich mich nicht entschieden denn wie in allen Frage ist ein ODER hier nicht meine Lösung.

Aber was Qualität, Quantität und die virtuellen Netzwerke angeht, möchte ich noch ein anderes verwandtes Thema ansprechen. Als ich aus Spanien wiedergekommen bin ist Ulli bereits geflohen und auf mich wartete in meiner Wohnung eine Katze mit ihrem New Yorker Frauchen. Obwohl ich gegen Katzenhaare ein bisschen allergisch bin waren mir die beiden willkommene neue Mitbewohner. Die Katze weil sie eines dieser Prachtexemplare der Symbolkraft sind die ich noch verewigen sollte und Phonix weil sie mir einige neue Sichtweisen mitlieferte. Sie arbeitete zu der Zeit an einer Show die sie in Prag das erste mal aufführen sollte. Sie hat als visual Artist die alte Aufmachung von Levelspielen wider rausgekramt aber ein vollkommen neues und ästhetisches Licht gestellt. Wie gerne erinnre ich mich zurück an die endlosen Super Mario World Nächte wo nur durchspielen oder ein Game Over die Teilzeitsucht beenden konnte. Ihre Figuren waren abgefahrener und waren wohl ein Spiegelbild dessen was Berlin für die nun international Okkupierenden zwischen Visionäre und Bar 25 in den Räuschen hervortritt. Es erinnert aber auch an die Figuren aus den Final Fantasy oder World of Warcraft spielen mit denen ich mich zum Glück nie angefreundet habe, meine Mitbewohner in Wedding jedoch mehr Zeit widmeten als dem wahren Leben. Und auch genau darauf spielt Phonix an, in der Zeit vom aufkommendem Second Live und den zahlreichen Social Online Communities. Im Gegensatz zu den alten Atari oder NES spielen gibt es kein letztes Level mehr und man wird niemals von dem verhassten Game Over befreit. 



Man ist in dieser Welt, in der bereits die ersten Menschen gestorben oder Millionäre geworden sind, öfter als im echten Leben wo man die Dinge noch anfassen kann und sich wirkliche Sozialkompetenzen zeigen. Nun wirkte es umso erschreckender als im letzten Level ihrer Show nicht das gewohnte Game Over auftauchte sondern in gleicher Aufmachung Life Left. Wenn du im zweiten virtuellen Leben stirbst ist das einzige was dir übrig bleibt dein eigenes echtes Leben. Erschreckend mit welcher negativen Herangehensweise sie darauf aufmerksam machen musste und ja wirklich viele Leute nicht mehr wissen was sie denn mit dem übrig gebliebenem Leben machen sollen. So trat Phonix dann wohl am Ende der Show mit der Lebensgroßen anfassbaren Maske hervor und beeindruckte die Crowd. Auch hier weiß ich wieder nicht ob meine Interpretation richtig ist, selbst wenn nicht gefällt mir diese Geschichte die ich immer wieder gerne erzähle und auch bald selber in einem meiner Artworks weiterführe. Ein paar der Figuren und die Maske sind noch heute in der Wohnung und ich hoffe ich habe nachträglich Ullis Vision verstanden und führe auch diese Tradition ehrenvoll weiter. Für mein okkupierendes Verhalten bitte ich daher persönlich um Entschuldigung. Ich arbeite immer noch an diesem Problem.


Nun mit diesen High Quality Problemen scheine ich von meinem Rotem-Faden abzukommen aber ich habe die Angewohnheit die kleinsten Kleinigkeiten als Beispiele aufzugreifen und mit ihnen das große ganze Problem dar zu stellen. So verpufft es auch immer wieder wenn ich versuche zu emotionsüberladene Diskussionen erstmal auf ein vernünftiges Fundament der Sprache zu stellen. Ich habe immer das Bedürfnis die Kommunikation in Regeln der 24 zu pressen was natürlich immer misslingt. Aber genau wie Kant versuche ich zu sagen das wir generell überhaupt nichts verstehen können, es aber deswegen nicht von vornherein aufgeben sollten. Wir brauchen nur etwas bessere Regeln oder mindestens genug Gesprächsteilnehmer die sich an diese Regeln halten. Aber bei unserem Sprachgebrauch habe ich oft das Gefühl das niemand die Sprache oder Worte kennt die er benutzt. In einiger Literatur habe ich diese Vorsichtigkeit bereits gefunden aber auch hier herrscht in der Masse noch ein Defizit was ich glaube lösen zu können. 

Wenn mir jemand entgegnet dies oder jenes sei ihm "scheiß egal" so bleibe ich immer darauf hängen auf bereits diesen Widerspruch fest zu nageln. Wie bereits habe ich nie und werde wohl auch sehr selten Erfolg haben, aber bitte stimme mir doch jemand zu der folgenden Theorie zu. Egal steht für Gleichgültigkeit oder Leidenschaftslosigkeit gegenüber einem Thema. Scheiße ist definitiv ein negativ bewertendes Wort. In welchem Maße negativ sei dahingestellt, es ist auf jeden Fall bewertend. Wie kann man denn etwas bewerten was einem gleichgültig ist. Nun ich will nicht kleinlich sein aber hier offenbart sich doch bereits ein stark nach außen getragener Widerspruch. Ist es so abwegig von mir wenn ich versuche die Diskussionen die auf Grund des instabilen Kommunikationsmodels bereits furchtbar brüchig ist, auf ein Mindestmaß an Sachlichkeit zu drosseln. Wieso stehe ich in den gesprochenen, nicht in den geschrieben, Diskussionen oft auf so verlorenem Posten, wenn ich noch die Regeln festlegen möchte die anderen Seiten schon ihre Argumente in emotionalem Überschaum ertränken. Ich weiß, dass meine alte Rationale Taktik nicht der Königsweg ist und gehe ja bereits auf die Mischform zu. Wie man unschwer lesen kann hat dieses Buch bereits zu viel Emotion die mich vielleicht schon selber disqualifiziert hat, aber warum fällt es der anderen Seite so schwer auf mich zu zu gehen. Würden die Argumente aus ihrer Sicht an Glanz verliehen wenn man sie einfach trocken vorbringen würde. Selbstverständlich, ansonsten würden ja die genialen Genies im Bundestag reden und nicht die begabten Rhetoriker. 

Doch auch hier möchte ich um etwas mehr Feinschliff bitten, der dazu führt das wir uns nicht mehr wie Kinder unterhalten wenn es um Politik und Atombomben geht. Der der am lautesten schreit sollte nie wieder recht haben. Das zurückhaltende Leise ist kein Beweis für Intelligenz, aber es fehlt immerhin der Gegenbeweis mit dem man sich selbst als dumm preisgibt. Dass ich immer, wenn es um Konflikte geht von Menschen genau wie von Länder spreche unterstreicht der letzte Satz. Wenn uns das Verhalten anderer Kulturen als seltsam vorkommt, wir es aber fälschlicherweise mit dem Wort komisch betiteln, offenbart sich die schäbigste alle Humorformen. 

Mit diesem scheinbar kleinem Thema welches lediglich das große wiederspiegelt schlage ich den ersten Bogen zum Titel. Denn auch hier möchte ich wie alle anderen Regeln, die Regeln unserer Sprache hinterfragen. Und auf die Frage warum wir Sechsunddreißig anstatt Dreißigundsechs sagen kann mir wohl niemand eine logische Antwort geben. Die Sprachen sind halt mit der Zeit gewachsen und haben sich verändert. Inzwischen sind sie jedoch zu schrecklich unlogischen Gebilden geworden. Da ich aber leider nicht die ganze Welt zwingen kann Esperanto zu lernen, müssen wir uns mit diesem Problem wohl noch ein paar Jahrhunderte rumquälen. Das mindeste was ich verlange ist das wir uns diesem Problem bewusst sind. Neben diesem Bogen zum Titel werde ich jetzt langsam anfangen weiter Bögen zu den verschiedenen Themen ziehen und dieses 36 Thema nach und nach zu einem komplizierten drei Dimensionalen Spinnennetz machen. Ich mach das nicht um jemanden zu ärgern, sondern will nur verdeutlichen das alles Systeme, Welten, Wissenschaften, Probleme in uns Menschen zusammenhängen. Ich ziehe oft lange, neue und vielleicht abwegige Bögen, aber ich denke durch diese Superknoten der 36 werden sie weniger abwegig und führen schneller zu Lösungen. In diesem Sinne machen wir mit einer runden Abschlussbilanz gleich mal das erste Dutzend voll.


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