Das elfte Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. November 2006. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.
Ja mit dem Bewusstsein in der Tasche, hatte ich nun meinen
Stil gefunden. Ich habe einfach die Probleme unserer Zeit, die keine sind,
genommen, die mich in den jeweiligen Monaten beschäftigt haben. Nun auch
dadurch erkenne ich noch früh genug wie halbwahr diese These ist. Mit Sicherheit
gibt es noch haufenweise riesen Probleme, einige behaupten gar das es immer
schlimmer oder mindestens auch nicht besser wird. Inzwischen weiß ich heute
auch, dass wir ständig auf Messers Schneide fahren und wunderbar in diesem Jahrhundert
mit Vollgas an die Wand brettern können. Als kreativer Optimist habe ich dafür
allerdings schon meine Lösungsansätze bereit, die verstärkt im letzten Jahr
(dieses Buches) auftreten werden. In diesem November lebe ich das Luxusleben
welches dank den Vorteilen der Globalisierung jetzt für eine breite Masse
zugänglich ist. Einer dieser Tagestrips mit den Billig-Airlines alle
Europäischen Städte oberflächlich abklappern, war schon in den ersten RyanAir Jahren
mein Hobby geworden. Keine Sorgen den Nachteil bei der Sache check ich auch
noch schnell genug. Jetzt war es aber erstmal an der Zeit die Vorteile
auszukosten.
Und so stand in diesem Monat Berlins Hype Vorgänger auf dem
Zettel. Eine Stadt am Meer hat immer einen besonderen Flair aber ich wollte in
der Tat zu dieser Zeit Berlin ungern verlassen. Es ging so schön und einfach
wieder Berg auf und die Netzwerke begannen sich zu verdichten. Dieser Strudel des
Lebens in den man gerne hineingerät um sich ein paar Monate manchmal Jahre durchschütteln
zu lassen. Es werden immer mehr Freundeskreise und diese werden auch immer
größer. Bei der stark wachsenden Quantität muss früher oder später die Qualität
leiden aber das merkt man im Rausch ebenso wenig wie andere negative Eindrücke.
Viel mehr kommt eine andere nämlich die beschriebene Abstumpfung durch. Je
größer des Netzwerk desto mehr verlieren die schönen Zufälle an Wert. Bestes
Beispiel ist dieser Newsletter selber. Ich habe inzwischen begonnen die Texte
immer ein bisschen früher als dem 24ten zu schreiben. Diesen hier hatte ich
bereits vor Barcelona fertig um ihn dann nur noch von der Rambla los zu
schicken. Und als wir als letzte in den EasyJet reinhüpften hörte ich aus
irgend einer Reihe jemanden meinen Namen rufen. Ich war 0% überrascht, da, wenn
ich diesen ganzen Zufällen ihre anfänglichen Werte gutschreiben würde, bereits
ein verrückter Sektenanführer wäre der spirituell vollkommen abdrehen muss. Am
deutlichsten werde ich das bei meinem Finale noch mal ausführlich
demonstrieren. Hier hilft es hin und wieder mal den Sprachgebrauch auf seine
Grundsätze zu überprüfen.
Kann es sein das bei jedem Erdbeben der
Nachrichtensprecher die gleichen Phrasen wiederholt und es als Wunder betitelt
das nach so vielen Tagen noch jemand geborgen wurde? Sind die kuriosesten
Geschichten die als Einzelfälle ganze Bücher füllen und somit als Argument
gelten Beweise für was Übernatürliches. Ja soll gar die gesamte Evolution auf
einem bloßen Zufall der Mutation beruhen. Dreimal Nein, denn Zufälle verlieren
nach den gnadenlosen strikten gesetzten der Mathematik vollkommen ihren Glanz.
Auch das was ich so leicht verdaulich als die Zufälle einer Stadt übersetzte in
denen man den alten Bekannten an der Supermarktkasse wieder trifft. Egal in
welches Stadion oder welchen Club man geht, immer einer über den Weg läuft. Wenn
ich das mit meiner beschränkten Sinneswahrnehmung verstehen möchte, kommt als
erste Antwort immer die virtuelle Lebenssoftware die alles vorher programmiert
hat. Hier schlag ich zum Abschluss den Bogen zum Bild. Aber nein als ich mich
dann dank der brand eins mal ein bisschen mit diesen Netzwerktheorien
beschäftigt habe war es recht simpel. Jeder hat mal von diesem Radiogeschwafel
gehört das man über sechs Ecken jeden auf der Welt kennt. Wenn man von einem
durchschnittlichen Bekanntenkreis von 100 Personen ausgeht wäre das sogar schon
nach fünf Ecken der Fall. Da von meinen 100 Personen sich aber ziemlich viele
untereinander selbst kennen haut das nicht hin. Es müssen die sogenannten
Superknoten her, die ein überdurchschnittlich großes Netzwerk haben. Und hab ich
das lediglich einen Schritt weiter gesponnen und alle Superknoten in einen Topf
geworfen der sich Berliner S-Bahn Ring, MySpace oder Facebook nennt. Schon ist
man über die kommenden Zufälle leider nicht mehr überrascht. Leider sag ich
hier weil ich mich in dieser Frage noch auf der Suche des Mittelweges befinde.
Zu der Zeit habe ich verstärkt auf Quantität gesetzt da ich einigen Austausch nachzuholen
hatte und auch heute noch wird mir oft nachgesagt, dass ich viele Menschen um
mich herum haben möchte. Und es gibt auch nur wenige Gefühle die schöner sind
als in einem Meer von Freunden auf der Tanzfläche zu schwimmen. Wie schnell man
aber ertrinken kann, war mir nicht bewusst. Und um wie viel schöner, jedoch oft
von außen als konservativ angesehen, es ist im Kreis der Qualität zu genießen
wird sich noch zeigen. Noch habe ich mich nicht entschieden denn wie in allen
Frage ist ein ODER hier nicht meine Lösung.
Aber was Qualität, Quantität und die virtuellen Netzwerke
angeht, möchte ich noch ein anderes verwandtes Thema ansprechen. Als ich aus
Spanien wiedergekommen bin ist Ulli bereits geflohen und auf mich wartete in
meiner Wohnung eine Katze mit ihrem New Yorker Frauchen. Obwohl ich gegen Katzenhaare
ein bisschen allergisch bin waren mir die beiden willkommene neue Mitbewohner.
Die Katze weil sie eines dieser Prachtexemplare der Symbolkraft sind die ich
noch verewigen sollte und Phonix weil sie mir einige neue Sichtweisen
mitlieferte. Sie arbeitete zu der Zeit an einer Show die sie in Prag das erste
mal aufführen sollte. Sie hat als visual Artist die alte Aufmachung von
Levelspielen wider rausgekramt aber ein vollkommen neues und ästhetisches Licht
gestellt. Wie gerne erinnre ich mich zurück an die endlosen Super Mario World
Nächte wo nur durchspielen oder ein Game Over die Teilzeitsucht beenden konnte.
Ihre Figuren waren abgefahrener und waren wohl ein Spiegelbild dessen was
Berlin für die nun international Okkupierenden zwischen Visionäre und Bar 25 in den Räuschen hervortritt. Es erinnert aber
auch an die Figuren aus den Final Fantasy oder World of Warcraft spielen mit
denen ich mich zum Glück nie angefreundet habe, meine Mitbewohner in Wedding
jedoch mehr Zeit widmeten als dem wahren Leben. Und auch genau darauf spielt
Phonix an, in der Zeit vom aufkommendem Second Live und den zahlreichen Social
Online Communities. Im Gegensatz zu den alten Atari oder NES spielen gibt es kein
letztes Level mehr und man wird niemals von dem verhassten Game Over befreit.
Man ist in dieser Welt, in der bereits die ersten Menschen gestorben oder
Millionäre geworden sind, öfter als im echten Leben wo man die Dinge noch
anfassen kann und sich wirkliche Sozialkompetenzen zeigen. Nun wirkte es umso
erschreckender als im letzten Level ihrer Show nicht das gewohnte Game Over
auftauchte sondern in gleicher Aufmachung Life Left. Wenn du im zweiten
virtuellen Leben stirbst ist das einzige was dir übrig bleibt dein eigenes
echtes Leben. Erschreckend mit welcher negativen Herangehensweise sie darauf
aufmerksam machen musste und ja wirklich viele Leute nicht mehr wissen was sie
denn mit dem übrig gebliebenem Leben machen sollen. So trat Phonix dann wohl am
Ende der Show mit der Lebensgroßen anfassbaren Maske hervor und beeindruckte
die Crowd. Auch hier weiß ich wieder nicht ob meine Interpretation richtig ist,
selbst wenn nicht gefällt mir diese Geschichte die ich immer wieder gerne
erzähle und auch bald selber in einem meiner Artworks weiterführe. Ein paar der
Figuren und die Maske sind noch heute in der Wohnung und ich hoffe ich habe
nachträglich Ullis Vision verstanden und führe auch diese Tradition ehrenvoll
weiter. Für mein okkupierendes Verhalten bitte ich daher persönlich um Entschuldigung.
Ich arbeite immer noch an diesem Problem.
Nun mit diesen High Quality Problemen scheine ich von
meinem Rotem-Faden abzukommen aber ich habe die Angewohnheit die kleinsten
Kleinigkeiten als Beispiele aufzugreifen und mit ihnen das große ganze Problem
dar zu stellen. So verpufft es auch immer wieder wenn ich versuche zu
emotionsüberladene Diskussionen erstmal auf ein vernünftiges Fundament der
Sprache zu stellen. Ich habe immer das Bedürfnis die Kommunikation in Regeln
der 24 zu pressen was natürlich immer misslingt. Aber genau wie Kant versuche
ich zu sagen das wir generell überhaupt nichts verstehen können, es aber
deswegen nicht von vornherein aufgeben sollten. Wir brauchen nur etwas bessere
Regeln oder mindestens genug Gesprächsteilnehmer die sich an diese Regeln
halten. Aber bei unserem Sprachgebrauch habe ich oft das Gefühl das niemand die
Sprache oder Worte kennt die er benutzt. In einiger Literatur habe ich diese
Vorsichtigkeit bereits gefunden aber auch hier herrscht in der Masse noch ein
Defizit was ich glaube lösen zu können.
Wenn mir jemand entgegnet dies oder
jenes sei ihm "scheiß egal" so bleibe ich immer darauf hängen auf bereits diesen
Widerspruch fest zu nageln. Wie bereits habe ich nie und werde wohl auch sehr
selten Erfolg haben, aber bitte stimme mir doch jemand zu der folgenden Theorie
zu. Egal steht für Gleichgültigkeit oder Leidenschaftslosigkeit gegenüber einem
Thema. Scheiße ist definitiv ein negativ bewertendes Wort. In welchem Maße
negativ sei dahingestellt, es ist auf jeden Fall bewertend. Wie kann man denn
etwas bewerten was einem gleichgültig ist. Nun ich will nicht kleinlich sein
aber hier offenbart sich doch bereits ein stark nach außen getragener
Widerspruch. Ist es so abwegig von mir wenn ich versuche die Diskussionen die
auf Grund des instabilen Kommunikationsmodels bereits furchtbar brüchig ist, auf
ein Mindestmaß an Sachlichkeit zu drosseln. Wieso stehe ich in den
gesprochenen, nicht in den geschrieben, Diskussionen oft auf so verlorenem
Posten, wenn ich noch die Regeln festlegen möchte die anderen Seiten schon ihre
Argumente in emotionalem Überschaum ertränken. Ich weiß, dass meine alte Rationale Taktik nicht der Königsweg ist und gehe ja bereits auf die Mischform
zu. Wie man unschwer lesen kann hat dieses Buch bereits zu viel Emotion die mich
vielleicht schon selber disqualifiziert hat, aber warum fällt es der anderen
Seite so schwer auf mich zu zu gehen. Würden die Argumente aus ihrer Sicht an Glanz
verliehen wenn man sie einfach trocken vorbringen würde. Selbstverständlich,
ansonsten würden ja die genialen Genies im Bundestag reden und nicht die
begabten Rhetoriker.
Doch auch hier möchte ich um etwas mehr Feinschliff bitten, der dazu führt das wir uns nicht mehr wie Kinder unterhalten wenn es um Politik
und Atombomben geht. Der der am lautesten schreit sollte nie wieder recht
haben. Das zurückhaltende Leise ist kein Beweis für Intelligenz, aber es fehlt
immerhin der Gegenbeweis mit dem man sich selbst als dumm preisgibt. Dass ich immer, wenn es um Konflikte geht von Menschen genau wie von Länder spreche
unterstreicht der letzte Satz. Wenn uns das Verhalten anderer Kulturen als
seltsam vorkommt, wir es aber fälschlicherweise mit dem Wort komisch betiteln,
offenbart sich die schäbigste alle Humorformen.
Mit diesem scheinbar kleinem
Thema welches lediglich das große wiederspiegelt schlage ich den ersten Bogen
zum Titel. Denn auch hier möchte ich wie alle anderen Regeln, die Regeln unserer
Sprache hinterfragen. Und auf die Frage warum wir Sechsunddreißig anstatt Dreißigundsechs sagen kann mir wohl niemand eine logische Antwort geben. Die
Sprachen sind halt mit der Zeit gewachsen und haben sich verändert. Inzwischen
sind sie jedoch zu schrecklich unlogischen Gebilden geworden. Da ich aber leider
nicht die ganze Welt zwingen kann Esperanto zu lernen, müssen wir uns mit diesem
Problem wohl noch ein paar Jahrhunderte rumquälen. Das mindeste was ich
verlange ist das wir uns diesem Problem bewusst sind. Neben diesem Bogen zum
Titel werde ich jetzt langsam anfangen weiter Bögen zu den verschiedenen Themen
ziehen und dieses 36 Thema nach und nach zu einem komplizierten drei
Dimensionalen Spinnennetz machen. Ich mach das nicht um jemanden zu ärgern, sondern will nur verdeutlichen das alles Systeme, Welten, Wissenschaften,
Probleme in uns Menschen zusammenhängen. Ich ziehe oft lange, neue und
vielleicht abwegige Bögen, aber ich denke durch diese Superknoten der 36
werden sie weniger abwegig und führen schneller zu Lösungen. In diesem Sinne
machen wir mit einer runden Abschlussbilanz gleich mal das erste Dutzend voll.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen