Genau wie der Anfang dieses Buches sagt auch dieser Satz
etwas aus, was ich immer wieder versuche zu erreichen. Wir müssen nicht erst
hundert Jahre warten um objektiv auf die Gegenwart blicken zu können. Natürlich
ist es für Historiker einfacherer, aber ich denke zum größten Teil eben nur weil
es sich einfach nicht gehört solche hohen Behauptungen bereits heute von seiner
eigenen Zeit zu machen. Und so behaupte ich, dass dieser Sommer für diejenigen, die ihn am richtigen Ort erlebt haben, der beste Sommer unseres Lebens war. Oder
wie gesagt ja immer noch ist. Es ist nicht nur die Tatsache, dass man eine
Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land nicht allzu häufig hat. Es sind alle
Umstände von denen ich bereits einige aufgezählt habe. Es ist die Kombination von
Ort und Zeit die Geschichte schreibt und man hat nicht oft das Glück im Leben
am richtigem Ort zur richtigen Zeit zu sein. Diejenigen die ihr Glück zu
steuern wissen werden sicherlich mehr von diesen Momenten haben, aber trotzdem
ist der erste dann immer noch der intensivste.
Ich tummelte mich in verschiedenen
kulturellen Welten herum und habe immer den Höhepunkt gesucht. Immer in die
Mitte und den Gipfel einer Subkultur erklimmen. Was für Muslime Mekka ist, ist
für Trancer das Dance Valley, für Sprayer eine U-Bahn und für Technojünger eine
Afterhour mit Sven auf Ibiza. Davon gibt es dann noch etliche mehr und meine
Sucht treibt mich nach jedem Gipfel in eine neue Welt weshalb ich jetzt
wahrscheinlich auch am Ende der Welt mit einem Goethe vor einem Vulkan sitze und
in Ruhe lese. Ähnlich wie ich damals die DJ TOP 100 gejagt habe, ist es heute
die Liste der Literaturnobelpreisträger. Meine zeitweilige Mitbewohnerin aus
NYC macht das seit Jahrzehnten mit den Musikbewegungen einiger Städte.
Angefangen mit der Geburt von Techno in Detroit, rüber nach Frisco zur Gay
House Zeit, Manchester als House über den Atlantik schwappte, New Yorks letztes
aufleben der elektronischen Musik, die Sonar Sommer in Barcelona. Ja und einmal
dürft ihr raten warum sie jetzt in die Köpi gezogen ist. Berlin ist nach den
goldenen 20er und den revolutionären 68ern wieder dran und ist für die
kreativen der Welt Hauptstadt mit seinem Minimal Techno.
Das Bild vom
vorherigen Newsletter wurde vor dem ehemaligem Deep aufgenommen. Einer meiner
ersten Orte in Berlin in denen sich meine Weichen gestellt haben. Tief im
Keller dieser alten Brauerei wurde getarnt als Verein gefeiert. Dort bin ich
auch in dieses Jahr rein gerutscht und hier im Vorgarten ist der perfekte Ort
um mein Shirt zu tragen. Ich glaube es war das legendäre Polen Spiel wo selbst
Merkel in der 90ten Minute vor Emotion geplatzt ist und auch allen anderen
Emotionswellen keine Brandung im Weg stand.
Das nächste Bild wurde dann vor der
neuen Nationalgalerie aufgenommen und wie zu sehen ist fliege ich. In diesen
Wochen bin ich tatsächlich mit meinen pinken Flip Flops wieder abgehoben. Der
pinke Rausch hat mich fast wieder dazu gebracht meine Umwelt zu verletzten. Um
ehrlich zu sein hab ich sie verletzt, aber ich denke diesmal habe ich wirklich
früh genug die Notbremse gezogen. Am besten wird dies im Dezember Newsletter
deutlich in dem ich dieses unglaubliche Jahr mal chronologisch reflektiere. Das
Foto hat jemand aus einem meiner vergangenen Netzwerke gemacht. Schöne Grüße an
die Tranceaddicts und alle Paule Fans. Ihr werdet den Satz leicht verändert
sicher wiedererkannt haben. Die wahrscheinlich letzte Wiederkehr der Loveparade
in die Hauptstadt besiegelt somit auch eine Zeit. Genau wie auf Ibiza konnte
man seit 2000 eine kontinuierliche Abwärtsbewegung feststellen. Aber es gibt
fast nichts schöneres als die Gedanken an die guten alten Zeiten und egal wie
diese Parade mit Banane war, wenn sie nur in einem Moment an die peak Jahre
erinnert, hat sie ihren Zweck erfüllt. Die ersten Menschen der Bewegung sterben
bereits und so hat sich Mark Spoon dann noch mit einem letzten Sonnenstrahl
dieses Sommers unseres Lebens verabschiedet.
Aber wir verschwinden lediglich
aus der Wirklichkeit und haben bereits den Eintrag in die Geschichtsbücher
gefunden und somit in die Wirklichkeit. Das stimmt nicht aber es ist meine
Zukunftsprognose, dass dieses Jahrtausend nicht das von Religion und Krieg wird
sondern das der Liebe. Ach klingt das romantisch, ist es aber nicht, es ist
eine ernst gemeinte Richtung von der ich überzeugt bin. Wir werden uns nicht
mehr mit Knüppeln auf die Köpfe hauen und es wird auch niemand mehr auf dem
Scheiterhaufen verbrannt. Wir haben endlich die Möglichkeit zum Greifen nahe die
nächste Kulturstufe zu erreichen. Zur Vollendung wird es noch unendlich lange
dauern aber es befriedigt mich unermesslich die Anfänge des größten Wandels
aller Zeiten zu sehen. Die Anfänge die sich noch so gut verstecken und tarnen, aber bei genauerem Hinsehen so eindeutig sind. Klingt alles sehr abgehoben und
manch einer mag sich fragen, was das noch mit dem eigentlichen Text zu tun hat.
Aber mein Gefühl hat diesen ganzen Kram bereits in das Grölelied verwandelt.
Fangen wir mal an zu übersetzen. Ich benutze den Begriff Schland anstatt
Deutschland, weil er größtenteils das verkörpert, was ich im vorherigem Kapitel
beschrieben habe. Wenn ich in China chinesisch oder in Chile spanisch spreche
versuche ich immer auch die Akzente und die richtige Aussprache zu übernehmen.
Mir kräuseln sich die Haare, wenn ich Deutsche Touristen auf Mallorca höre
die das Doppel L besonders hervorheben. Und wenn ich dann in den anderen
Sprachen auf unsere starke Aussprache umsteige kommt leider immer gleich die
Hitler Verbindung. Wenn man hingegen das Deut vor dem Schland weglässt
verändert sich gleich alles in einen asozialen lallenden Besoffenen. Was
natürlich als erstes Wort für ein Fußballlied hervorragend ist und somit sofort
angenommen wird. Wie bei fast allen meinen Artworks ist die Selbstironie immer
ein großer Teil. Ja und Jägermeister ist in diesem Zusammenhang natürlich das
Synonym für Weltmeister. Der Meister von irgendetwas zu werden ist natürlich
der höchste grad der Perfektion und spiegelt deshalb die 24 wieder. Ich denke
nun werden schon etwas weniger Leute sich gegen meine 24 wehren, denn wer würde
nicht selber gerne Meister von irgendwas sein. Ich habe das Wort nun wegen
seiner Verwandtschaft einfach in den wohl seltsamsten Marketingerfolg der
letzten Jahre umgewandelt. Das schreckliche Jagen schwingt nur noch im Namen
mit. Inzwischen hat dieser schreckliche Likör ein so großes Image erreicht das
sich die Botschaft viral verbreitet. Da ich aus einem noch nicht herausgefundenem
Grund der Meinung bin das man sehr wohl über Geschmack streiten kann, werde ich
dieses Thema also noch mal aufrollen. Ich meine man kann mit Sicherheit sagen,
dass niemand gerne Benzin trinkt oder verfaulten Fisch isst. Die Abwehrreaktion
der Zunge und allen restlichen Sinnesorganen verhindert das zum Glück
erfolgreich. Aber wo ist nun die Grenze? Ich behaupte nun einfach mal, dass
Jägermeister furchtbar ekelig ist. Die Leute sagen, wenn er kalt ist, ist er
leckerer, das liegt aber nur daran wenn er kalt ist weniger seine eklige
Wirkung entfalten kann. Ich mache hiermit also eine offensive Generalkritik an
der 24. Nicht weil ich die 24 ekelig finde sondern dieser reine Drang nach
Perfektion der wunde Punkt ist. Was aber keineswegs heißen soll das ich keinen
Jägermeister trinke. Im Gegenteil beweist mein regelmäßiges Sodbrennen das ich
in Berlin von der Gesellschaft ständig gezwungen werde dieses Getränk rein zu
würgen. Die eigene Strategie mit der ich das dauerhaft überleben kann ist, den
Ekel zu ignorieren und mir eine Illusion zu machen die besagt, ist doch egal.
Das ist inzwischen schon so verworren und hat so viele Bedeutungen, dass ich
manchmal selber nicht mehr durchblicken kann. Aber ich hoffe wenigstens
irgendwer erahnt was ich damit versuche zu sagen. Besonders die Menschen in
Kreuzberg. Kreuzberg steht natürlich für die 36 und hier versammelt sich der
schon erwähnte besondere Menschenkreis der dieses "Egal" verkörpert. Der Ekel
also der Existentialismus ist mir egal, ich trinke trotzdem, ich lebe trotzdem
weiter und genieße die kurzfristig befriedigenden Eigenschaften der 24. Und
zusätzlich bleibe ich doch 36. Das sagt hier keiner aber es ist so
offensichtlich, dass dieser Drang nach 24 in jedem von euch steckt. Und wenn
das auf diesem Boden so ist dann ist es auch drum herum so. Ich würde nicht
sagen das Schland Kreuzberg ist, aber Kreuzberg ist nun mal Teil von
Deutschland. Und wenn etwas hier möglich ist, dann besteht immerhin auch die
Möglichkeit das es im Rest von Schland und Europa möglich ist. Die Lebensweise
hier ist ein Musterbeispiel für eine funktionierende Weltgesellschaft und ich
hoffe es ist nur eine Frage der Zeit bis das auch die Tagesschau versteht und
nicht mehr das düstere Getthobild verbreitet. Ich fühle mich hier sicherer,
wohler und freier als an allen anderen Orten zuvor. Und die beinhalteten vom kleinen
Bürgerlichen Dorf über die durchschnittliche Kleinstadt bis zum nobel kühlen
Hamburg die ganze Palette. Die ganze Palette der wahren Gefahren von
konservativen, verblendeten und unkommunikativen Personen. Und die Reihenfolge
lässt sich genauso übertragen. Nicht die Dorfglatzen sondern die konservativen
Dorfreichen sind am schlimmsten. In den Kleinstädten kopieren die Menschen die
Welt wie sie im Fernsehen fälschlich dargestellt wird und diese Kopie ist
gefährlicher als jedes Original und das zu wenig Kommunikation zu Krieg führt
brauche ich niemandem erzählen. Aber das diese Norddeutsche Eigenschaft auch
positive Seiten hat werde ich später noch mal verteidigen.
Wie dem auch sei
wollte ich mal das Image von Kreuzberg aufbessern und hoffe das jetzt
meinetwegen nicht noch mehr Touristen kommen. Denn so schnell geht die Reise
von der 24 zur 36 leider nicht. Meine Güte mein Kopf sprudelt schonwieder vor
Beispielen, es passt nämlich auch hier wunderbar die Reise von Hamburg nach
Berlin ins Bild. Dieses saubere, reiche, hübsche Städtchen im Norden welches
ich so liebe ist nicht umsonst über die A24 mit dem größen dreckigen, kreativem
Bruder verbunden. Naja wie dem auch sei so schließt sich mit Kreuzberg ist
Schland der Kreis und das Lied kann in einer Endlosschleife beliebig oft
weiter gegrölt werden. Meistens natürlich ohne zu wissen worum es geht aber
deswegen lieben wir ja alle die Simpsons wenn Homer die Steinmetze oder Evita
verarscht. Es ist umso lustige wenn man weiß, dass es sich um puren Ernst handelt, der als geniale Kritik im Homer-Humor steckt. Schon sein Namens Geber hat die
Leute inspiriert die heute die größten Namen tragen. Ich will meinen Freund
Wolfgang nicht runter machen aber früher war früher halt nicht so weit weg.
Nicht nur die Zeit und die Entwicklung läuft in einigen Bereichen exponentiell, nein sondern auch die Bevölkerungsentwicklung. So liegt es vielleicht auch
daran, wenn mich die Leute auslachen bei der Behauptung Minimal sei Beethoven, aber bei so vielen Menschen ist die Wahrscheinlichkeit von Genies halt viel
größer. Das die einzelnen dann nicht zu solchem Ruhm gelangen liegt nur daran
das sie nicht mehr ganz so allein sind, es bedeutet aber nicht das sie bei
einem leider unmöglichen Vergleich wohl gleich oder einen Tick besser
abschneiden würden. Ich danke den Pionieren aber die Leute die von eurem Fame
geblendet sind, bremsen meinen Fortschritt. Diese Leute erliegen der 24 weil sie
sich als scheinbare 36er nicht eingestehen wollen, dass diese Teile in ihnen
oft die Fäden ziehen. Was ich deutlich machen will, ist nicht nur wofür die eine
oder die andere Zahl steht, sondern das ihre Verbindung das Wichtige ist. Es
ist ein ganz normaler Wachstumsprozess dem allerdings die vorherigen Schritte
allzu oft peinlich sind, weil sie durch euch, die Leser mit sozialen Sanktionen
belegt werden. Wieso lacht mich jemand aus weil ich nicht vollkommen geboren
worden bin? Nur weil er selber einen zeitlich Vorsprung hat und unterbewusst
ahnt, dass ich den wohl bald aufholen werde. Nein nein so funktioniert es nicht
weiter. Wir müssen vorankommen und das klappt nur wenn ihr aufhört bei meinen
Sätzen den Kopf zu schütteln und endlich selbstkritisch ein paar Sachen
umwühlt. Genau wie bei mir müssen dabei ständig Wurzeln rausgerissen werden um
Platz fürs Fundament zu machen. Verzeihung das ich weiterhin so abstrakt
bleibe, ich habe die Verknüpfungen zum Originaltext nicht fortwährend deutlich
gemacht, aber ich denke es hilft immer wenn ihr den Newsletter nun noch mal
lesen würdet.
Bei dem abschließenden Brainstorming gibt es in der Tat
überhaupt nichts herauszulesen außer das ich Werbung für Gehirnaktivitäten
mache, aber dazu beim nächsten Bild mehr.

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