Sonntag, 24. Juli 2016

This is the summer of our lifes

Das siebte Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. Juli 2006. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.


Genau wie der Anfang dieses Buches sagt auch dieser Satz etwas aus, was ich immer wieder versuche zu erreichen. Wir müssen nicht erst hundert Jahre warten um objektiv auf die Gegenwart blicken zu können. Natürlich ist es für Historiker einfacherer, aber ich denke zum größten Teil eben nur weil es sich einfach nicht gehört solche hohen Behauptungen bereits heute von seiner eigenen Zeit zu machen. Und so behaupte ich, dass dieser Sommer für diejenigen, die ihn am richtigen Ort erlebt haben, der beste Sommer unseres Lebens war. Oder wie gesagt ja immer noch ist. Es ist nicht nur die Tatsache, dass man eine Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land nicht allzu häufig hat. Es sind alle Umstände von denen ich bereits einige aufgezählt habe. Es ist die Kombination von Ort und Zeit die Geschichte schreibt und man hat nicht oft das Glück im Leben am richtigem Ort zur richtigen Zeit zu sein. Diejenigen die ihr Glück zu steuern wissen werden sicherlich mehr von diesen Momenten haben, aber trotzdem ist der erste dann immer noch der intensivste. 

Ich tummelte mich in verschiedenen kulturellen Welten herum und habe immer den Höhepunkt gesucht. Immer in die Mitte und den Gipfel einer Subkultur erklimmen. Was für Muslime Mekka ist, ist für Trancer das Dance Valley, für Sprayer eine U-Bahn und für Technojünger eine Afterhour mit Sven auf Ibiza. Davon gibt es dann noch etliche mehr und meine Sucht treibt mich nach jedem Gipfel in eine neue Welt weshalb ich jetzt wahrscheinlich auch am Ende der Welt mit einem Goethe vor einem Vulkan sitze und in Ruhe lese. Ähnlich wie ich damals die DJ TOP 100 gejagt habe, ist es heute die Liste der Literaturnobelpreisträger. Meine zeitweilige Mitbewohnerin aus NYC macht das seit Jahrzehnten mit den Musikbewegungen einiger Städte. Angefangen mit der Geburt von Techno in Detroit, rüber nach Frisco zur Gay House Zeit, Manchester als House über den Atlantik schwappte, New Yorks letztes aufleben der elektronischen Musik, die Sonar Sommer in Barcelona. Ja und einmal dürft ihr raten warum sie jetzt in die Köpi gezogen ist. Berlin ist nach den goldenen 20er und den revolutionären 68ern wieder dran und ist für die kreativen der Welt Hauptstadt mit seinem Minimal Techno. 

Das Bild vom vorherigen Newsletter wurde vor dem ehemaligem Deep aufgenommen. Einer meiner ersten Orte in Berlin in denen sich meine Weichen gestellt haben. Tief im Keller dieser alten Brauerei wurde getarnt als Verein gefeiert. Dort bin ich auch in dieses Jahr rein gerutscht und hier im Vorgarten ist der perfekte Ort um mein Shirt zu tragen. Ich glaube es war das legendäre Polen Spiel wo selbst Merkel in der 90ten Minute vor Emotion geplatzt ist und auch allen anderen Emotionswellen keine Brandung im Weg stand. 



Das nächste Bild wurde dann vor der neuen Nationalgalerie aufgenommen und wie zu sehen ist fliege ich. In diesen Wochen bin ich tatsächlich mit meinen pinken Flip Flops wieder abgehoben. Der pinke Rausch hat mich fast wieder dazu gebracht meine Umwelt zu verletzten. Um ehrlich zu sein hab ich sie verletzt, aber ich denke diesmal habe ich wirklich früh genug die Notbremse gezogen. Am besten wird dies im Dezember Newsletter deutlich in dem ich dieses unglaubliche Jahr mal chronologisch reflektiere. Das Foto hat jemand aus einem meiner vergangenen Netzwerke gemacht. Schöne Grüße an die Tranceaddicts und alle Paule Fans. Ihr werdet den Satz leicht verändert sicher wiedererkannt haben. Die wahrscheinlich letzte Wiederkehr der Loveparade in die Hauptstadt besiegelt somit auch eine Zeit. Genau wie auf Ibiza konnte man seit 2000 eine kontinuierliche Abwärtsbewegung feststellen. Aber es gibt fast nichts schöneres als die Gedanken an die guten alten Zeiten und egal wie diese Parade mit Banane war, wenn sie nur in einem Moment an die peak Jahre erinnert, hat sie ihren Zweck erfüllt. Die ersten Menschen der Bewegung sterben bereits und so hat sich Mark Spoon dann noch mit einem letzten Sonnenstrahl dieses Sommers unseres Lebens verabschiedet. 

Aber wir verschwinden lediglich aus der Wirklichkeit und haben bereits den Eintrag in die Geschichtsbücher gefunden und somit in die Wirklichkeit. Das stimmt nicht aber es ist meine Zukunftsprognose, dass dieses Jahrtausend nicht das von Religion und Krieg wird sondern das der Liebe. Ach klingt das romantisch, ist es aber nicht, es ist eine ernst gemeinte Richtung von der ich überzeugt bin. Wir werden uns nicht mehr mit Knüppeln auf die Köpfe hauen und es wird auch niemand mehr auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wir haben endlich die Möglichkeit zum Greifen nahe die nächste Kulturstufe zu erreichen. Zur Vollendung wird es noch unendlich lange dauern aber es befriedigt mich unermesslich die Anfänge des größten Wandels aller Zeiten zu sehen. Die Anfänge die sich noch so gut verstecken und tarnen, aber bei genauerem Hinsehen so eindeutig sind. Klingt alles sehr abgehoben und manch einer mag sich fragen, was das noch mit dem eigentlichen Text zu tun hat. 

Aber mein Gefühl hat diesen ganzen Kram bereits in das Grölelied verwandelt. Fangen wir mal an zu übersetzen. Ich benutze den Begriff Schland anstatt Deutschland, weil er größtenteils das verkörpert, was ich im vorherigem Kapitel beschrieben habe. Wenn ich in China chinesisch oder in Chile spanisch spreche versuche ich immer auch die Akzente und die richtige Aussprache zu übernehmen. Mir kräuseln sich die Haare, wenn ich Deutsche Touristen auf Mallorca höre die das Doppel L besonders hervorheben. Und wenn ich dann in den anderen Sprachen auf unsere starke Aussprache umsteige kommt leider immer gleich die Hitler Verbindung. Wenn man hingegen das Deut vor dem Schland weglässt verändert sich gleich alles in einen asozialen lallenden Besoffenen. Was natürlich als erstes Wort für ein Fußballlied hervorragend ist und somit sofort angenommen wird. Wie bei fast allen meinen Artworks ist die Selbstironie immer ein großer Teil. Ja und Jägermeister ist in diesem Zusammenhang natürlich das Synonym für Weltmeister. Der Meister von irgendetwas zu werden ist natürlich der höchste grad der Perfektion und spiegelt deshalb die 24 wieder. Ich denke nun werden schon etwas weniger Leute sich gegen meine 24 wehren, denn wer würde nicht selber gerne Meister von irgendwas sein. Ich habe das Wort nun wegen seiner Verwandtschaft einfach in den wohl seltsamsten Marketingerfolg der letzten Jahre umgewandelt. Das schreckliche Jagen schwingt nur noch im Namen mit. Inzwischen hat dieser schreckliche Likör ein so großes Image erreicht das sich die Botschaft viral verbreitet. Da ich aus einem noch nicht herausgefundenem Grund der Meinung bin das man sehr wohl über Geschmack streiten kann, werde ich dieses Thema also noch mal aufrollen. Ich meine man kann mit Sicherheit sagen, dass niemand gerne Benzin trinkt oder verfaulten Fisch isst. Die Abwehrreaktion der Zunge und allen restlichen Sinnesorganen verhindert das zum Glück erfolgreich. Aber wo ist nun die Grenze? Ich behaupte nun einfach mal, dass Jägermeister furchtbar ekelig ist. Die Leute sagen, wenn er kalt ist, ist er leckerer, das liegt aber nur daran wenn er kalt ist weniger seine eklige Wirkung entfalten kann. Ich mache hiermit also eine offensive Generalkritik an der 24. Nicht weil ich die 24 ekelig finde sondern dieser reine Drang nach Perfektion der wunde Punkt ist. Was aber keineswegs heißen soll das ich keinen Jägermeister trinke. Im Gegenteil beweist mein regelmäßiges Sodbrennen das ich in Berlin von der Gesellschaft ständig gezwungen werde dieses Getränk rein zu würgen. Die eigene Strategie mit der ich das dauerhaft überleben kann ist, den Ekel zu ignorieren und mir eine Illusion zu machen die besagt, ist doch egal. Das ist inzwischen schon so verworren und hat so viele Bedeutungen, dass ich manchmal selber nicht mehr durchblicken kann. Aber ich hoffe wenigstens irgendwer erahnt was ich damit versuche zu sagen. Besonders die Menschen in Kreuzberg. Kreuzberg steht natürlich für die 36 und hier versammelt sich der schon erwähnte besondere Menschenkreis der dieses "Egal" verkörpert. Der Ekel also der Existentialismus ist mir egal, ich trinke trotzdem, ich lebe trotzdem weiter und genieße die kurzfristig befriedigenden Eigenschaften der 24. Und zusätzlich bleibe ich doch 36. Das sagt hier keiner aber es ist so offensichtlich, dass dieser Drang nach 24 in jedem von euch steckt. Und wenn das auf diesem Boden so ist dann ist es auch drum herum so. Ich würde nicht sagen das Schland Kreuzberg ist, aber Kreuzberg ist nun mal Teil von Deutschland. Und wenn etwas hier möglich ist, dann besteht immerhin auch die Möglichkeit das es im Rest von Schland und Europa möglich ist. Die Lebensweise hier ist ein Musterbeispiel für eine funktionierende Weltgesellschaft und ich hoffe es ist nur eine Frage der Zeit bis das auch die Tagesschau versteht und nicht mehr das düstere Getthobild verbreitet. Ich fühle mich hier sicherer, wohler und freier als an allen anderen Orten zuvor. Und die beinhalteten vom kleinen Bürgerlichen Dorf über die durchschnittliche Kleinstadt bis zum nobel kühlen Hamburg die ganze Palette. Die ganze Palette der wahren Gefahren von konservativen, verblendeten und unkommunikativen Personen. Und die Reihenfolge lässt sich genauso übertragen. Nicht die Dorfglatzen sondern die konservativen Dorfreichen sind am schlimmsten. In den Kleinstädten kopieren die Menschen die Welt wie sie im Fernsehen fälschlich dargestellt wird und diese Kopie ist gefährlicher als jedes Original und das zu wenig Kommunikation zu Krieg führt brauche ich niemandem erzählen. Aber das diese Norddeutsche Eigenschaft auch positive Seiten hat werde ich später noch mal verteidigen. 

Wie dem auch sei wollte ich mal das Image von Kreuzberg aufbessern und hoffe das jetzt meinetwegen nicht noch mehr Touristen kommen. Denn so schnell geht die Reise von der 24 zur 36 leider nicht. Meine Güte mein Kopf sprudelt schonwieder vor Beispielen, es passt nämlich auch hier wunderbar die Reise von Hamburg nach Berlin ins Bild. Dieses saubere, reiche, hübsche Städtchen im Norden welches ich so liebe ist nicht umsonst über die A24 mit dem größen dreckigen, kreativem Bruder verbunden. Naja wie dem auch sei so schließt sich mit Kreuzberg ist Schland der Kreis und das Lied kann in einer Endlosschleife beliebig oft weiter gegrölt werden. Meistens natürlich ohne zu wissen worum es geht aber deswegen lieben wir ja alle die Simpsons wenn Homer die Steinmetze oder Evita verarscht. Es ist umso lustige wenn man weiß, dass es sich um puren Ernst handelt, der als geniale Kritik im Homer-Humor steckt. Schon sein Namens Geber hat die Leute inspiriert die heute die größten Namen tragen. Ich will meinen Freund Wolfgang nicht runter machen aber früher war früher halt nicht so weit weg. Nicht nur die Zeit und die Entwicklung läuft in einigen Bereichen exponentiell, nein sondern auch die Bevölkerungsentwicklung. So liegt es vielleicht auch daran, wenn mich die Leute auslachen bei der Behauptung Minimal sei Beethoven, aber bei so vielen Menschen ist die Wahrscheinlichkeit von Genies halt viel größer. Das die einzelnen dann nicht zu solchem Ruhm gelangen liegt nur daran das sie nicht mehr ganz so allein sind, es bedeutet aber nicht das sie bei einem leider unmöglichen Vergleich wohl gleich oder einen Tick besser abschneiden würden. Ich danke den Pionieren aber die Leute die von eurem Fame geblendet sind, bremsen meinen Fortschritt. Diese Leute erliegen der 24 weil sie sich als scheinbare 36er nicht eingestehen wollen, dass diese Teile in ihnen oft die Fäden ziehen. Was ich deutlich machen will, ist nicht nur wofür die eine oder die andere Zahl steht, sondern das ihre Verbindung das Wichtige ist. Es ist ein ganz normaler Wachstumsprozess dem allerdings die vorherigen Schritte allzu oft peinlich sind, weil sie durch euch, die Leser mit sozialen Sanktionen belegt werden. Wieso lacht mich jemand aus weil ich nicht vollkommen geboren worden bin? Nur weil er selber einen zeitlich Vorsprung hat und unterbewusst ahnt, dass ich den wohl bald aufholen werde. Nein nein so funktioniert es nicht weiter. Wir müssen vorankommen und das klappt nur wenn ihr aufhört bei meinen Sätzen den Kopf zu schütteln und endlich selbstkritisch ein paar Sachen umwühlt. Genau wie bei mir müssen dabei ständig Wurzeln rausgerissen werden um Platz fürs Fundament zu machen. Verzeihung das ich weiterhin so abstrakt bleibe, ich habe die Verknüpfungen zum Originaltext nicht fortwährend deutlich gemacht, aber ich denke es hilft immer wenn ihr den Newsletter nun noch mal lesen würdet.


Bei dem abschließenden Brainstorming gibt es in der Tat überhaupt nichts herauszulesen außer das ich Werbung für Gehirnaktivitäten mache, aber dazu beim nächsten Bild mehr.

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