Das vierte Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. April 2006. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.
Ja das Artwork von diesem Newsletter ist Maximal. Es ist
noch nicht mal vollkommen zu sehen, aber genau das ist der Style in dem ich noch
einige Sachen bündeln werde. Eine gute Portion vom Messi sein ist in mir
gelandet, aber seit ich diese Firma mit meinem Papa angefangen habe, musste ich diese Eigenschaft
zerstören, oder noch viel besser, künstlerisch nutzen mit zerstörerischer
Energie. So habe ich jahrelang seit dem ersten Discobesuch mit fünfzehn bis
heute fast alle mögliche Flyer gesammelt. Irgendwann war für meine Gefühle das
Fass voll und ich brauchte nur einen Funken der es zum explodieren brachte. Und
das war in diesem Fall Tatty. Wenn ich so abstrakt von einem Umfeld spreche
das meiner Persönlichkeit so ähnlich ist, dann meine ich zum großen Teil Musik.
Meine Musik ist eines der wenigen oder vielleicht sogar das einzige Feld in dem
ich mich als konservativ bezeichnen würde. Ich meine ich liebe natürlich die
Klassik und es gibt haufenweise andere Musikrichtungen die ich respektiere.
Natürlich auch viel zu viele die ich nicht respektiere, aber letztendlich bewege
ich mich seit einer gewissen Entscheidung im elektronischem Gebiet. Es war
irgendwann wo ich zum Suchti des Kaltenkirchener CD Ladens wurde. Mir graust es
jetzt schon vor dem Gelächter meiner Enkel wenn ich diese Geschichte erzähle.
Ganz recht damals kauften wir noch CDs. Ich kaufte Blank & Jones „After
Love” und Rhymes Galore from New York to Germany. Also kurz gesagt die zwei
Bewerber die hoffen später als Musik dieser Dekade bezeichnet zu werden. Techno
und Hip-Hop. Auch hier habe ich seltsam reagiert und zwar Elemente des Hip-Hop
übernommen. Schöne Grüße hierbei an meine Breakdance Crew die Frostie Freezers
und meine Sprayer Crew RAS. Neben den blödsinnigen breiten Hosen war es dann
umso seltsamer das ich das Kernelement nicht übernommen habe. Noch heute kann
ich mir noch ganz gut After Love anhören und über die ganzen Gangster nur
lachen. Ich habe mich in diesem Moment für elektronische Musik entschieden.
Ich muss zugeben, dass die kindlichen Anfänge natürlich
auf Qualität verzichtet haben, aber genau darum geht es in diesem Artwork. Es
sind wirklich alle Events auf denen ich je war enthalten und nicht nur
diejenigen die heute für angemessen gelten. Mein Musikgeschmack ist halt
organisch gewachsen und schon sind wir bei einem weiteren wichtigen Element
meiner Person. Wie mir meiner Mutter später bestätigt hat, legte sie immer Wert
darauf das ich für alle meine Entwicklungen die Zeit bekommen habe, die ich
brauchte. Sie hat sich nicht im Wettstreit der Mütter mitreißen lassen wo es
darum ging welches Kind als erstes aufs Töpfchen ging, sprechen oder laufen
konnte. Und so habe ich noch ewig am Daumen genuckelt und konnte kein Fahrrad
fahren. Die Gesellschaft würde sagen ich war langsam aber ich sage, die gesamte
Gesellschaft ist zu schnell und kommt deswegen später nicht mehr klar. Dieses
Artwork steht als offensives Symbol welches die langsame aber organische
Entwicklung aller Dinge symbolisieren soll. Ob es nun der Musikgeschmack ist
oder die Tomaten die wir essen, lasst jeden seine eigenen Fehler machen und
macht es ihnen nicht so schwer dazu zu stehen liebe Gesellschaft.
Ich hoffe
Tatty weiß jetzt was ich ihr damit sagen wollte und kann auf diese Collage
stolz zurückblicken. Aber am schönsten ist sie immer noch für mich selber. Ein
Beweis mehr das ich hier wahrscheinlich für mich schreibe ist, das auch meine
Kunst hauptsächlich für mich ist. Oder besser gesagt nicht für mich sondern für
mich am wertvollsten ist. Wenn ich auf diese Überdosis an Erinnerungslinks
blicke entsteht ein regelrechtes Feuerwerk in meinem Kopf was die Vergangenheit
noch bewusster verfestigt. Auch das Reflektieren ist eine meiner wichtigsten
Tätigkeiten. Für mich sind Erlebnisse die nicht mindestens noch einmal im Kopf
wieder erlebt werde verloren. Mehr als einmal wird alles noch mal abgespielt
und von den verschiedensten Sichtweisen beleuchtet. Nur so gewinnt man die
Erkenntnisse die Stärken zu vergrößern und die Schwächen zu minimieren. Das
klingt jetzt auch wieder nach kapitalistischer wahnsinniger Effizienzmaximierung, aber auch diese negative Belastung werde ich noch aus dem
Weg räumen. Nun ja zurück zum Artwork und dem versprochenem Visionär. Am
unteren linken Rand befindet sich eine Liste mit ziemlich vielen pink
markierten Stellen. Es ist das alljährliche Ranking des englischen DJ Mag
welches die inoffiziell offizielle Weltrangliste der DJs ist. Also soweit
überhaupt möglich die Auflistung der 100 besten DJs, in der Regel natürlich für
elektronische Musik. Nun weiß ich das solche Bestenlisten und Namen überhaupt
ja nach den Grundideen der Technokultur nichts zu suchen haben, aber auch dies
ist wieder ein lasterhaftes Überbleibsel meiner vierundzwanziger
Persönlichkeit. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht die Top 100 zu jagen und
jeden mindestens einmal zu hören. Ich glaube ich habe ca drei/viertel aller DJs
sehen müsse bis ich gemerkt habe das es ein bisschen schwachsinnig ist für ein
Festival nach Birmingham zu fliegen und nur der Namen wegen zwischen 14 Floors
hin und her zu rennen. Aber alle Berlin Underground Feierein in Ehren, ein
Qualitätsunterschied lässt sich durchaus feststellen. Und das der Effekt der
hinter den Namen auch trotz all der literarischen Verachtung einen positiven
Effekt in sich birgt, soll sich noch zeigen. Ich kann es nicht oft genug
betonen aber das ist es worum es hier geht. Ich versuche eine Brücke zu bauen
zwischen unserem höchsten kulturellen Stand der Dinge und der Masse die diesen
vergeblich versucht zu erreichen. Ich drehe lediglich an einer kleinen Schraube
zur Lösung dieses Problems. Leider befindet sich die Schraube auf sehr empfindlichem
und gut bewachtem Gebiet. Das wird mein Seemannsblut aber nicht davon abhalten
in diese Gewässer vorzudringen. Nun aber wieder weg vom Abstrakten und hin zum
Abstrakten anderer Personen. Das am häufigsten vertretene Gesicht in diesem
Artwork ist mit Sicherheit Sven Väth.
Wenn Techno ein Gesicht hat dann seins, ob ihr wollt oder
nicht, und das sage ich als in Berlin lebende Person. Ich möchte die Diskussion
um seine Person hier nicht weiterführen sondern sein wohl bekanntestes Set als
Vorboten eines Wandels versymbolisieren. Ich brauche keinem Deutschen zu
erklären was das Sommermärchen ist aber wenn ich in der Welt unterwegs bin
erkläre ich es folgendermaßen. Wir sind uns unserer negativen Vergangenheit
bewusst und sind seit jeher interessiert daran die Verantwortung für diese
Schuld auf uns zu nehmen und die Wurzeln aller Probleme bis heute konstruktiv
zu bekämpfen. Doch vor allem braucht man dafür Zeit und Wiedervereinigung. Ich
bin mir all den Tatsachen bewusst und befinde es durchaus für richtig auch diesem
Problem die Zeit zu geben die es brauchte. Nun denke ich es ist vollkommen in
Ordnung wenn meine Generation vorsichtig und in einer ganz neuen Weise die
Flagge wieder raus kramt. Meine Generation ist in einem Wiedervereinigten
Deutschland aufgewachsen und noch viel besser in einem friedlich zusammenwachsendem
Europa groß geworden. Kultur und Gesellschaft im Ganzen ist das beste Beispiel
für organisches Wachstum, denn große Umwälzungen können nur langsam voran gehen.
Klar gibt es diese Schlüsselmomente aber denen geht immer ein langer Prozess voraus.
Und für mich war einer dieser Schlüsselmomente Svens Worte auf der Time Warp
die noch lange nachhallen sollten. Ich will nicht zu viel vorweg nehmen da ich
ja noch ein bisschen Inhalt für Juni und Juli brauche, vielleicht stopfe ich auch
zu viel Bedeutung in eine lustige Session von besoffenen vor einem
Millionenpublikum. Selbst wenn, halte ich es für ein passendes Ereignis um meine
Idee widerzuspiegeln. Sie war damals noch nicht so klar in meinem Kopf wie sie
es heute ist, aber als Sven brüllte Gude Laune schien es gefühlsmäßig eindeutig
zu sein. Im Gegensatz zuvor war ich dieses Jahr selber gar nicht anwesend auf
der Versammlung der Deutschen und internationalen Technoszene. Ich hatte wohl
schon recht schnell die Berliner Arroganz angenommen die in solchen Fällen
angebracht ist. Mich treibt kein Line Up, egal wie gut es ist, mehr in einen
Bus voller Jägermeisterjunkees der schrecklich lange unterwegs ist um dann in
diesen Hallen über die Menschen zu blicken und zu sagen „Geil“. Ich wohn in
Berlin alta, Watergate ist vor der Tür, Berghain seh ich ausm Badezimmer und
die geilsten Sachen sind eh unter der Woche an Orten die so schnell wechseln
wie Socken. Trotzdem konnte ich mich auf meinen Psychologen verlassen der mich
von allen Flecken der Erde anruft um wahre Kommunikation aufrecht zu erhalten.
So auch diesmal erhielt ich früh morgens an der U-Bahn Station des Schlesischen
Tor einer Person die höchst aufgeregt und durcheinander zu mir sprach. Er ist
wohl ein noch größerer Sven Fanatiker als ich und war natürlich auch diesmal
wieder das ganze endlose Set anwesend. Den Leuten die wissen was da passiert
ist , muss ich es nicht erklären und denen die es nicht wissen wird es schwer
fallen zu verstehen warum es wirklich so wichtig ist, wenn ein paar besoffene
Personen ins Mikrophon grölen. Aber Sven, Richi, Karotte, Ricardo und Luciano
sind die Beethovens und Mozarts in unserer Welt. Sie packen die Gefühle der
Zeit in Melodien und sind mit ihrer Musik die Zeitzeugen unserer Kultur. Das
wird nur nicht so breit getreten weil immer das Thema der Drogen die Seriosität
angreift, was aber ihren objektiven Wert nicht mindern sollte.
Nun worum geht
es hier eigentlich? Ohne zu wissen das sein Set im Radio übertragen wird war
Sven wieder einmal sehr gut drauf und hat im Beisammensein seiner Freunde das
Wort ergriffen und zu uns gesprochen. So wie ich auch die Vergötzung von Jesus
hasse würde ich für Sven sofort in den Tod rennen wen er das befehlen würde.
Das tut er aber nicht, stattdessen lallt er im feinsten hessischen Dialekt GUDE
LAUNE und FEIEREI ALDER. Nun ja was ist daran so besonders aber ähnlich wie die
Musik versuche ich mit Worten etwas zu beschreiben was ja eben nur die Musik
beschreiben kann. Aber ich habe es trotzdem mal versucht.
„Ja ganz recht, wir brauchen keine langen Reden oder
Bücher die Missstände beschreiben. Irgendwelche Geldbeträge auf irgendwelche
Spendenkonten einzahlen. In einer sozialen Partei oder Organisation tätig sein.
Wir brauchen einfach alle n bisschen mehr GUTE LAUNE. Dann regelt sich schon
alles von selbst. Das mag vielleicht nicht Stimmen, aber das liegt daran dass
ich immer noch die Jippy.Brille trage.“
So, nun geht es los doch schon erste Anzeichen von
Struktur und Message zu haben. Ich spreche mit diesem Abschnitt zwei
verschiedene Personengruppen an. Die einen die sich offensichtlich bereits
sozial engagieren, da sie erkannt haben das in dieser Welt so einiges schief
läuft und die anderen die davon keine Ahnung haben oder es konsequent
ignorieren aber scheinbar am meisten Spaß haben. Nun ich war schon immer mehr
an der Zukunft als an der Vergangenheit interessiert und deshalb bin ich wohl
auch öfter an den Lösungen und nicht an den Problemen selbst interessiert. Und
mir scheint es ganz offensichtlich, dass die Welt und ihre Menschen haufenweise
Probleme haben. Doch scheint es mir leider nur zwei Varianten zu geben wie man
damit umgeht. Und diese Varianten kreieren die oben beschriebenen Gruppen. Da steht
also zur Auswahl die Probleme der Welt anzugehen, die Ursachen in Büchern,
Reden zu kritisieren, selber als Pionier voran gehen und seine Zeit oder sein
Geld zu spenden oder sonst wie aktiv zu werden. Nun geht das aber leider allzu
oft damit einher das man schlechte Laune bekommt wenn man sieht wie alleine man
doch ist, wie wenig Wirkung all diese Aktivitäten haben und wie unästhetisch
diese ganze Weltverbesserer Szene doch ist. Oder habt ihr jemals auf einer
Demonstration jemanden gesehen der glücklich mit Blumen Polizeiautos bewirft
außer stinkenden Hippies. Wieso hat Welt retten ein so schlechtes Image? Wieso
ist es bei den Ökos und der Taz so verboten zu lachen und wieso wirken alle
künstlerischen Versuche die Kritik in Theater und Galerie zu verstecken so
lächerlich. Oder sollte ich sagen wirkten? Denn genau das ist es was sich in
diesen drei Jahren verändert hat. Oder genauer gesagt denke ich erkannt zu
haben das es sich flächendeckend verändern wird. Wie gesagt hatte ich zu diesem
Zeitpunkt noch keine klare Idee davon aber selbst ob Sven es selber weiß oder
nicht, er hat vollkommen recht damit wenn es doch einfach das Beste wäre nur
ein bisschen mehr gute Laune zu haben. Das war den grimmig drein schauenden
Deutschen aber bis zu diesem Jahr nicht möglich. Bisher war es im Winter immer
zu kalt und im Sommer zu heiß und dazwischen immer zu grau. Kurz gesagt alles
scheiße.
Am erstaunlichsten war es dann aber zu sehen das genau
diese Message auf enorme Weise weite Wellen geschlagen hat. Nach einer Woche
habe ich schon die ersten Gute Laune Shirts im Berghain gesehen was eine
Sensation für sich ist und nach ein paar Monaten schwappte die Idee ohne zu
wissen wo sie her kam auch außerhalb der Technowelt. Ich erinnre mich da an so
einige Titelblätter und Abwandlungen. Es würde mich nicht wundern wenn das Wort
Feierei, als Synonym für das schrecklich denglische Wort Party, bald im Duden
auftaucht. Aber wie gesagt diese kleine Revolution in einer zugegebenermaßen
kleinen Subszene / Gesellschaft war meiner Ansicht nach ja nur der Vorläufer
einer viel größeren emotionalen Welle die so einige Strukturen umwurzeln
sollte. Überwältigt von dieser Vorahnung habe ich dann als bremse eine kleine
Selbstkritik eingebaut. Nicht um mich vor der anfallenden Kritik seitens der
Weltretter zu schützen sondern der anderen Seite zu zeigen das es sich auch
hier natürlich wieder nicht um ein entweder oder Thema handelt.
Selbstverständlich brauchen wir die beschriebenen Weltverbessereraktivitäten.
Und ich hoffe das haben die Leser auf der Seite auch verstanden. Es ging viel
mehr darum auf die Leuten die sich nicht mit so was beschäftigen quasi Rückwärts
zuzugehen und sie dann zur Selbstüberzeugung zu bringen. Also vortäuschen auf
eurer Seite zu stehen um nicht mit dem erhoben Zeigefinger eine Trotzreaktion
hervorzurufen um dann der Einsicht die Scharm zu nehmen und den Stolz zu
belassen. Klingt wieder nach einem deutlichem Hä? Aber das werde ich auch noch
etwas genauer erläutern. Ich nehme nämlich an, dass die Schraube sich in diesen
schwammigen Gewässern der psychologischen Soft Skills liegt. Meine Güte was
schreibe ich da, ich muss schnell ein paar lustige Slogans rauskramen um die
nach Humor dürstenden Leser zu befriedigen, denn so langsam ändert sich das
Resultat meines monatlichen Schreibens. Noch einmal lasse ich dem wirren Krams
in meinem Kopf ungebremsten Spaß bevor sie sich endgültig den unvermeidlichen
Strukturanpassungen beugen müssen. Das ist es nämlich was das schreiben
bedeutet. Die Gedanken werden strukturiert und somit bald klarer. Ein Prozess
den ich nur jedem empfehlen kann der sich von dem Salat in seinem Kopf erdrückt
fühlt. Aber auch dazu hoffe ich später noch ein paar Worte mehr zu verlieren.
Jetzt muss ich erstmal wieder mein Versprechen einhalten und ein paar dieser Slogans
erklären.
Mein Favorit hierbei ist die Ankündigung des Malle
Slogans. Ich hatte genau wie alle Nächte auf Ibiza ihre jährlichen Themes haben, auch immer einen. Und das hab ich dann
auch mal auf Mallorca übertragen. Mir gefiel die Idee das ich einen Hin aber
keinen Rückflug hatte. Das ließ offen wie lange ich bleiben würde und teilweise
auch wo ich bleiben würde. Aber die lustigere Geschichte zu dem Slogan kam erst
später. Als Marketingexperte weiß ich es natürlich meine Slogans breit zu
treten und so habe ich immer reichlich Sticker und Poster angefertigt und den
Satz wo es nur ging verbreitet. So zum Beispiel auch mit großen ranzigen
Eddingbuchstaben auf meinem Koffer der gar nicht meiner war. Hin nach Palma bin
ich alleine von Schönefeld aus und nach dem Check In hab ich die Stöpsel ins
Ohr getan und wohl ein Sven Set gehört. Beim Boarding fragte mich die Dame von
EasyJet ganz aufgeregt ob ich nicht bei der Gepäcknachkontrolle war. So rannte
ich also mit meinen pinken Flip Flops durch den ganzen Flughafen wo ich dann in
einen Raum kam der mir etwas Angst machte. Drei grimmig drein schauende
Sicherheitszollleute standen um meinen Koffer rum der auf so etwas wie einem
Operationstisch lag. Und erst in diesem Moment wurde mir die Doppeldeutigkeit
meines Slogans bewusst. Es war eine kleine Spraydose die wohl auch ne Bombe
hätte sein können.
Einige der anderen Slogans habe ich bereits erwähnt aber
ich möchte doch noch gerne den mit meinem Onkel erklären. Denn da stecken auch
wieder zwei Sachen hinter von der eine mich immer auf meinen Talfahrten
begleitet. Erstens meine seltsame Familienkonstelation die ich noch gerne
erläutern möchte damit mich auch die Psychoanalytiker besser verstehen und
meine Firma die oft genug für Probleme sorgte. Also mein Onkel Hansi ist bzw.
war einer von den klassischen Langzeitarbeitslosen die der Logik verfallen
sind, warum soll ich arbeiten wenn ich ja eh Geld vom Staat kriege. Aus
egoistischem Gesichtspunkt gibs dem wirklich nichts entgegen zu halten und ich
mag meinen Onkel wirklich sehr gerne. Es war immer nett wenn ich bei den
Schlägereien im Lüneburger Kaltenmoor dabei sein durfte. Nicht, dass das falsch
rüber kommt mein Onkel ist wirklich super nett und auch alle meine anderen
Onkels und Tanten habe ich sehr lieb. Nur ist es so, dass nicht allzu viele
Nobelpreisträger und Intellektuelle unter ihnen sind. Und seltsamerweise bilden
mein Vater in seiner Familie und meine Mutter in ihrer außergewöhnliche
Ausnahmen. Es scheint fast so als sei der Intellekt der für jeweils fünf bzw.
sechs Geschwister vorgesehen war, sich in einer Person konzentriert hat. Diese
Personen sind meine Eltern und seit ich mir dessen bewusst bin habe ich dieses
Laster mit dem Größenwahn. Was das jetzt damit zu tun hat, das mein Onkel
heut frei hat. Das schöne ist ich konnte diesen Spruch ja jeden Tag anwenden
und es wurde fast immer ein bisschen lustiger da er ja jeden Tag frei hatte.
Passenderweise habe ich diesen Spruch immer mit erfolgreichem Gelächter in
meinen zwei Privatschuljahren rausgedonnert. Normalerweise sind die Onkels
meiner Klassenkameraden Besitzer von Firmen in denen man dann sein Praktikum
macht. Ich habe nicht nur mein Praktikum selber suchen sondern auch die Schule
größtenteils selber bezahlen müssen.
Was heißt jetzt hier größtenteils, nun ja
nie Einnahmen aus meiner Firma haben das zu Anfang gemacht, die war zwar offiziell
meine aber eigentlich hat mein Papa die Hauptarbeit gemacht. Diese Konstellation
sollte mir noch ein Haufen Bauchschmerzen machen aber es sei kurz erwähnt was
wir überhaupt gemacht haben. Nun wenn ich der Welt versuche zu erklären
reagiert sie in der Regel wie folgt: Ihr werdet quasi dafür bezahlt das ihr
andere Leute Häuser ausräumt. Und die Sachen dürft ihr behalten? Wow das ist ja
wie klauen nur das man dafür Geld bekommt und es nicht illegal ist. Ist eine
geniale Idee das will ich auch machen. Falsch. Haushaltsauflösungen sind ein
Nullsummengeschäft. Der Menschliche Eigentum besteht zu 90% aus emotionalen
Werten was bedeutet, dass es für den Rest der Welt Schrott ist. Das stimmt
nicht ganz aber ich will das hier nicht weiter vertiefen. Es sei nur so viel
gesagt das ich ab und zu in Berlin Neukölln zum Pfandhaus gegangen bin und ihm ein paar Gebisse auf den Tresen geklatscht habe um meine Miete zu bezahlen. Der
war nie wirklich begeistert davon und das beste Geschäft hab ich mal mit
dreckigen Fußballtrikots gemacht weil die irgendwer im Spiel getragen hat und
die Werte auf eBay unberechenbar sind.
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