Das zehnsechste Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. April 2007. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.
Ich liebe Models, Möet und Mädels. Vier Sprachen
beschreiben das, was mich in den ersten Wochen beschäftigt hat. Da denkt einer
China soll kommunistisch sein und dann kommt so einer wie ich da hin und
verfällt in Rekordzeit dem Shoppingrausch. Immer wieder auf dem Weg zum
Gleichgewicht kommen so Zeitabschnitte die mich völlig aus der Bahn werfen.
Hier war einer und in diesem Moment des Schreibens ist auch einer. Es fällt
dann schwer zu erklären was daran gut ist. Im nachhinein weiß ich das wieder,
aber in diesen Momenten ist echt alles fürn Arsch. Da war ich so kurz davor zu
checken, dass grade Straßen nicht das wahre sind und wollte auf die kurvige
Strecke abbiegen, und bei dem Manöver komm ich komplett vom Weg ab. Zum Glück
oder wie ich momentan sagen würde, zu meinem Pech, behalte ich ständig das
Bewusstsein. Selbst in den ekstatischen Rauschphasen habe ich die Landkarte im
Kopf. Und so kann ich mir dann selber zugucken wie und warum ich aus der Bahn
fliege.
In diesem Kontext sollte man auch den Slogan und das dazugehörige
Artwork sehen. Ich habe mir die Chinesische Vogue gekauft, die an sich ja schon
mal eine krasse Kontradiktion darstellt. Die Vogue als Königin der
Fashionzeitschriften und Fashion als schönes glitzerndes Symbol für die extreme
des Kapitalismus. Diese ganzen Laufstege, mit ihrer grundnutzlosen Schönheit, werden durch die Öl-Milladärsfrauen finanziert und beinhaltet damit Bösheit und
Schönheit in einem. In Chengdu mitten in China kopieren die armen hübschen
kleinen Sichuan Mädchen die Mode direkt vom Laufsteg und tragen es ohne minimalisierte
Abwandlung auf der Straße. Diese symbolisch genialen Bonbons laufen in mitten
dieses scheinbar kommunistischen Land herum. Die einzige Reaktion die mir dazu
einfällt ist, wie ein schwuler Modedesigner vor Entzücken zu kreischen. Nun
klingt immer noch nicht eindeutig durch wie denn meine Haltung dazu ist, nun
sie ist problematischerweise wieder zwiespältig.
Der eine Rice lacht
schadenfroh über soviel offensichtliche Verbohrtheit, dass jemand diese ganze
Show ernst nehmen kann. Ja ich verachte gar diese Menschen die so krass auf den
materiellen Werten hängengeblieben sind und Milliarden für eine Ästhetik
ausgeben die sie nicht verstehen. Ich hasse den Kapitalismus so wie er heute
ist, denn für meine Verständnisse ist er noch so dumm. Nur kann ich mich leider
keiner anti-Kapitalistischen Glaubensrichtung anschließen weil ihn allen genau
das fehlt was Fashion am Leben erhält. Der andere Rice liebt es nämlich in der
Elle von Mama zu blättern und sich die schnuffeligen kleinen Modelkatze
anzugucken. Bis auf die Simpsons gibt es in der Welt der Glotze nichts tolleres
als Heidi und ihre Topmodels. Ich liebe Popos, blonde lange Haare, diese
Körper. Nein nicht die magersüchtigen, aber auch nicht die fetten, die die nach
DaVinci mathematisch perfekten Proportionen haben. Und diese wunderschönen
Babykatzengesichter. Zwar wurden sie alle mit Photoshop nach 24 Manier
perfektioniert, aber darüber möchte ich im Moment der Betrachtung nicht
nachdenken. Ich liebe Models, ich liebe die Welt des Champagners und ich muss
alle Mädchen lieben, da ich früher zu viel geliebt worden bin.
Doch jedem der
diese Sichtweise absolut verkörpert, möchte ich ein Hintertürchen bieten. Ihr
solltet diese Welt in der ihr seid oder in der ihr gerne sein wollt nicht zu
ernst nehmen. Ich würde nicht sagen ich hasse, aber mir missfallen diese Models
weil sie nicht so perfekt sein können wie sie dargestellt werden, aber leider
dafür sorgen das für alle nachfolgenden Mädchen die Plakate zur Messlatte
werden. Das nicht zu erreichen, verursacht wohl die meisten verkackten
Persönlichkeiten. Und zehntausend Euro teure Bauchschmerzen sind mit Moet
Schampus halt auch nicht das Gelbe vom Ei. Die Welt des Zusatznutzens erreicht
mit euch seine absurde Grenze. Ich möchte den Zusatznutzen nicht abschaffen,
ich möchte sie lediglich mit etwas Sinnvollerem auffüllen. Für alle nicht
Marketer würde dies bedeuten: Grundnutzen des Champus wäre Durst stillen oder
besoffen werden, Zusatznutzen ist das Prestige und der erhöhte Status der mit
Marke, Jahrgang und Preis zunimmt.
Ich hingegen würde es mit emotionalem Wert
auffüllen. Mit dieser Flasche Champus die CO2 neutral hergestellt wurde hast du
10km2 Regenwald, 2 Pandas, 4 afrikanische Dörfer und 0,25 Stunden
übertarifliche Arbeit ersoffen. Bis man damit angeben kann dauert es keine paar
Jahre mehr und für genau diese Schnittstelle will ich einspringen. Aber auch
hier war ich selber noch nicht so weit, ich musste erst selber an den Rand der
materiellen Befriedigung kommen. Das geht in Chengdu zum Glück 100 mal
schneller als im Westen, da ich bereits zum reichen Star geworden bin, nur weil
ich ein Student aus Europa bin. Ich habe so oft so gut gegessen und war so oft
Shoppen das ich mir das erste mal ein zweites Paar Schuhe gekauft habe. Niemals
habe ich verstanden warum ich mehr als ein Paar brauche wenn ich nicht mehr als
ein paar tragen kann. Ja klar, weil mir die Schuhe gefallen. Und nicht nur die
Schuhe sondern auch die Sonnenbrillen, Gürtel, T-Shirts usw. Zum Glück hab ich
dank des allgegenwärtigen Bewusstseins gemerkt das ich es nicht bis zu den 11
Autos in der Garage kommen lassen möchte. Denn wenn man an diesen Fabriken direkt
vorbeifährt von der im Rest der Welt immer mysteriös gesprochen wird, werden
die komplexen Weltwirtschaftverhältnisse gleich ganz simpel. Das Blut und der
Schweiß der an den Produkten klebt macht die Ästhetik, bei ein ganz klein
bisschen Hirn, schnell wieder zunichte. Mal sehen ob ich dieses ganz kleine
Stück Hirn bei den Menschen sehe die mein Bild sehen. Ich Arsch bin nämlich
genau wie diese Welt. An jeder Stelle und überall wird man getestet. Also je
nach dem wie ihr auf mein offensives Moöädels Liebesgeständnis reagiert habt, weiß ich ob ihr noch 24 oder schon 36 seid. Ich habe aber noch niemanden
kennengelernt der beides ist. Ich hoffe, dass ihr da draußen seid und durch
meine Worte gestärkt eure Stimme erhebt. An alle fast Schwulen, wir werden die
ersten lieben Weltherrscher. Das Fazit aus dieser Sackgasse war, neue
Energiequellen für mich zu suchen, denn ich wollte ein paar dieser negativen
Antriebsquellen wie der Dekadenz ihre Langfristigkeit absprechen. Also habe ich
einfach meine Freunde nach anderen Quellen gefragt. Die Antworten lassen wieder
tief blicken.
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