Montag, 24. April 2017

Wo ai Moöädels

Das zehnsechste Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. April 2007. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.

Ich liebe Models, Möet und Mädels. Vier Sprachen beschreiben das, was mich in den ersten Wochen beschäftigt hat. Da denkt einer China soll kommunistisch sein und dann kommt so einer wie ich da hin und verfällt in Rekordzeit dem Shoppingrausch. Immer wieder auf dem Weg zum Gleichgewicht kommen so Zeitabschnitte die mich völlig aus der Bahn werfen. Hier war einer und in diesem Moment des Schreibens ist auch einer. Es fällt dann schwer zu erklären was daran gut ist. Im nachhinein weiß ich das wieder, aber in diesen Momenten ist echt alles fürn Arsch. Da war ich so kurz davor zu checken, dass grade Straßen nicht das wahre sind und wollte auf die kurvige Strecke abbiegen, und bei dem Manöver komm ich komplett vom Weg ab. Zum Glück oder wie ich momentan sagen würde, zu meinem Pech, behalte ich ständig das Bewusstsein. Selbst in den ekstatischen Rauschphasen habe ich die Landkarte im Kopf. Und so kann ich mir dann selber zugucken wie und warum ich aus der Bahn fliege. 



In diesem Kontext sollte man auch den Slogan und das dazugehörige Artwork sehen. Ich habe mir die Chinesische Vogue gekauft, die an sich ja schon mal eine krasse Kontradiktion darstellt. Die Vogue als Königin der Fashionzeitschriften und Fashion als schönes glitzerndes Symbol für die extreme des Kapitalismus. Diese ganzen Laufstege, mit ihrer grundnutzlosen Schönheit, werden durch die Öl-Milladärsfrauen finanziert und beinhaltet damit Bösheit und Schönheit in einem. In Chengdu mitten in China kopieren die armen hübschen kleinen Sichuan Mädchen die Mode direkt vom Laufsteg und tragen es ohne minimalisierte Abwandlung auf der Straße. Diese symbolisch genialen Bonbons laufen in mitten dieses scheinbar kommunistischen Land herum. Die einzige Reaktion die mir dazu einfällt ist, wie ein schwuler Modedesigner vor Entzücken zu kreischen. Nun klingt immer noch nicht eindeutig durch wie denn meine Haltung dazu ist, nun sie ist problematischerweise wieder zwiespältig. 

Der eine Rice lacht schadenfroh über soviel offensichtliche Verbohrtheit, dass jemand diese ganze Show ernst nehmen kann. Ja ich verachte gar diese Menschen die so krass auf den materiellen Werten hängengeblieben sind und Milliarden für eine Ästhetik ausgeben die sie nicht verstehen. Ich hasse den Kapitalismus so wie er heute ist, denn für meine Verständnisse ist er noch so dumm. Nur kann ich mich leider keiner anti-Kapitalistischen Glaubensrichtung anschließen weil ihn allen genau das fehlt was Fashion am Leben erhält. Der andere Rice liebt es nämlich in der Elle von Mama zu blättern und sich die schnuffeligen kleinen Modelkatze anzugucken. Bis auf die Simpsons gibt es in der Welt der Glotze nichts tolleres als Heidi und ihre Topmodels. Ich liebe Popos, blonde lange Haare, diese Körper. Nein nicht die magersüchtigen, aber auch nicht die fetten, die die nach DaVinci mathematisch perfekten Proportionen haben. Und diese wunderschönen Babykatzengesichter. Zwar wurden sie alle mit Photoshop nach 24 Manier perfektioniert, aber darüber möchte ich im Moment der Betrachtung nicht nachdenken. Ich liebe Models, ich liebe die Welt des Champagners und ich muss alle Mädchen lieben, da ich früher zu viel geliebt worden bin. 

Doch jedem der diese Sichtweise absolut verkörpert, möchte ich ein Hintertürchen bieten. Ihr solltet diese Welt in der ihr seid oder in der ihr gerne sein wollt nicht zu ernst nehmen. Ich würde nicht sagen ich hasse, aber mir missfallen diese Models weil sie nicht so perfekt sein können wie sie dargestellt werden, aber leider dafür sorgen das für alle nachfolgenden Mädchen die Plakate zur Messlatte werden. Das nicht zu erreichen, verursacht wohl die meisten verkackten Persönlichkeiten. Und zehntausend Euro teure Bauchschmerzen sind mit Moet Schampus halt auch nicht das Gelbe vom Ei. Die Welt des Zusatznutzens erreicht mit euch seine absurde Grenze. Ich möchte den Zusatznutzen nicht abschaffen, ich möchte sie lediglich mit etwas Sinnvollerem auffüllen. Für alle nicht Marketer würde dies bedeuten: Grundnutzen des Champus wäre Durst stillen oder besoffen werden, Zusatznutzen ist das Prestige und der erhöhte Status der mit Marke, Jahrgang und Preis zunimmt. 

Ich hingegen würde es mit emotionalem Wert auffüllen. Mit dieser Flasche Champus die CO2 neutral hergestellt wurde hast du 10km2 Regenwald, 2 Pandas, 4 afrikanische Dörfer und 0,25 Stunden übertarifliche Arbeit ersoffen. Bis man damit angeben kann dauert es keine paar Jahre mehr und für genau diese Schnittstelle will ich einspringen. Aber auch hier war ich selber noch nicht so weit, ich musste erst selber an den Rand der materiellen Befriedigung kommen. Das geht in Chengdu zum Glück 100 mal schneller als im Westen, da ich bereits zum reichen Star geworden bin, nur weil ich ein Student aus Europa bin. Ich habe so oft so gut gegessen und war so oft Shoppen das ich mir das erste mal ein zweites Paar Schuhe gekauft habe. Niemals habe ich verstanden warum ich mehr als ein Paar brauche wenn ich nicht mehr als ein paar tragen kann. Ja klar, weil mir die Schuhe gefallen. Und nicht nur die Schuhe sondern auch die Sonnenbrillen, Gürtel, T-Shirts usw. Zum Glück hab ich dank des allgegenwärtigen Bewusstseins gemerkt das ich es nicht bis zu den 11 Autos in der Garage kommen lassen möchte. Denn wenn man an diesen Fabriken direkt vorbeifährt von der im Rest der Welt immer mysteriös gesprochen wird, werden die komplexen Weltwirtschaftverhältnisse gleich ganz simpel. Das Blut und der Schweiß der an den Produkten klebt macht die Ästhetik, bei ein ganz klein bisschen Hirn, schnell wieder zunichte. Mal sehen ob ich dieses ganz kleine Stück Hirn bei den Menschen sehe die mein Bild sehen. Ich Arsch bin nämlich genau wie diese Welt. An jeder Stelle und überall wird man getestet. Also je nach dem wie ihr auf mein offensives Moöädels Liebesgeständnis reagiert habt, weiß ich ob ihr noch 24 oder schon 36 seid. Ich habe aber noch niemanden kennengelernt der beides ist. Ich hoffe, dass ihr da draußen seid und durch meine Worte gestärkt eure Stimme erhebt. An alle fast Schwulen, wir werden die ersten lieben Weltherrscher. Das Fazit aus dieser Sackgasse war, neue Energiequellen für mich zu suchen, denn ich wollte ein paar dieser negativen Antriebsquellen wie der Dekadenz ihre Langfristigkeit absprechen. Also habe ich einfach meine Freunde nach anderen Quellen gefragt. Die Antworten lassen wieder tief blicken.

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