Das zweite Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. Februar 2006. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.
Bereits im ersten Text war dieser Slogan die Headline und
er sollte auch einer der besten und größten bleiben. Der Satz ist nicht von
mir, sondern aus einem Lied. Ich habe immer irgendwelche Internetradiosender
aufgenommen und mir dann alles auf den iPod geladen was Namen hatte. Irgendwann
mal hab ich mir ernsthaft überlegt ob ich diese Namensscheiße weglassen sollte
und alle Namen löschen und halt nur danach beurteilen, wie ich die Musik finde.
Sollte ja die objektivere Variante sein, aber ich habe es nicht getan. Die
Leute die jetzt den Kopf schütteln und dass auch schon zwei dreimal zuvor bei
perfect-US und großer Geist gemacht haben, die sollten jetzt genau aufpassen.
Ich bin nämlich das genaue Gegenteil von euch und wenn ihr euch auf mich
einlasst gewinnt ihr am meisten. Wie dem auch sei, ich habe also die Lieder und
Sets aufm Pod geladen deren Namen mir was sagten. Irgendwann dudelte dann aus
meinen Lautsprechern nach einem englischen Text plötzlich dieser Satz. Ich war
verwundert weil er nicht wirklich ins Gesamtkonzept passte und auch ziemlich
unseriös wie im Kinderchor runtergebetet wurde. Big and dirty how I like it von Martini Brös. Ich
habe den einen der beiden Brösers dann morgens um zehn an der Berghain
Garderobe getroffen. Ich hab ihm gesagt, dass ich seinen Satz übernommen habe und ihn in unzähligen
verschiedenen Varianten auf die Straßen von Berlin geklebt habe. Es war meine
endgültige Befreiung vom klassischen Graffiti hin zur Street-Art. Ich war eh
nie richtig bei den Sprayern drin. Ich hab zwar auch drei bunte Buchstaben
gebombt und verschiedene Phantasienamen getaggt aber eigentlich hatte ich immer
zu viel Angst dabei und mochte die Sticker lieber. Sich schön zuhause Mühe
geben mit einem Sticker und den dann in die AKN kleben. Klar hat es mich
gefreut wenn ich den noch ein paar Wochen habe fahren sehen, aber letztendlich hat mir mein Foto gereicht
und manchmal war ich sogar ganz glücklich darüber das ihn jemand abgekratzt
hat. Mein Style hat sich ja auch weiterentwickelt und alte Sachen von mir waren
so schrecklich weil ich ja bereits alle Fehler sehen konnte. Ich meine ich habe
höchsten Respekt vor Moses und den richtigen Kings, aber ich scheiß auf die alten New Yorker Zeiten
wo es darum ging, dass die Bilder auf den Zügen tatsächlich durch die Stadt
fahren. Ich will ein einziges Foto von meinen Artworks haben und das reicht
mir. Das führt wahrscheinlich auch dazu das ich mich nicht unendlich
wiederhohle und auf die Masse setze sondern vergleichsweise wenig Sachen auf
die Straße bringe die dafür aber alle unterschiedlich sind. Und so haben sich
die drei nichts sagenden Buchstaben zu diesem Satz verändert. Ich meine
natürlich steckt eine Bedeutung hinter den Buchstaben, aber die kennt ja keiner
außer ich und ein paar eingeweihte. Und genau so eine Insiderkacke praktiziert
ja die gesamte Szene. Und der Slogan „Raus Ausm System“ kurz RAS war für mich
auch schon überholt. Ich hatte immer versucht aus dem Schulsystem auszubrechen.
Die Werte die dort von Wichtigkeit sind, schienen meiner Ansicht nach immer
vollkommen falsch zu sein. Anstelle von Intelligenz oder Kreativität geht es um
nutzlose und ineffiziente Wissensanhäufung und viel zu oft sogar nur darum ob
die Lehrer einen mögen oder nicht. Da habe ich natürlich gegenangestänkert und
mit immer schlechteren Noten nichts erreicht. Als ich dann nach vielen fünfen
die achte Klasse zum zweiten mal nicht geschafft habe bin ich auf die
Hauptschule geflogen. Es war ein kulturell interessantes Jahr und mit
Behinderten und nicht deutsch sprechenden Türken in einer Klasse zu sein, fördert mit Sicherheit die emotionale Intelligenz aber ich entschloss mich dann
doch meine Strategie mal grundlegend zu ändern. So wurde an diese und den
folgenden drei Schule aufwärts der Rektor mein bester Freund und meine
Zeugnisse meist Klassenbest. Es hieß nicht mehr raus aus dem System sondern
seine idiotischen Schwächen für sich ausnutzen oder noch besser, es von innen
her zu verändern. Als nächstes sollte ich mir ein etwas größeres System
vornehmen, aber dazu später mehr. Ich legte in Berlin also endgültig diese blödsinnigen
Graffitiregeln ab und wandte mich dem Street Art zu. Und die Resonanz bewies
mir das es doch viel schöner ist an einer der unendlich grauen hässlichen
Flecken dieser Stadt einen Satz zu lesen wie „Und Berlin liebt dich“ anstatt
CBK oder GMS.
Der ehemalige Grenzübergang Bornholmer Straße verbindet
Wedding mit Prenzel Berg. Ich bin die Generation die in einem wiedervereinigten
Deutschland aufgewachsen ist und froh darüber, das ich in meinen ersten Monaten
in Berlin gar nicht auf die Frage „Ost oder West“ antworten konnte. Ich wusste
überhaupt nicht wozu Wedding gehörte weil es ja inzwischen auch vollkommen egal
ist. Ich habs dann natürlich doch rausgefunden weil man die Geschichtsbücher ja
nicht vollkommen in den Müll werfen sollte. Aber diese Bild stellt eine
Verbindung dar und die Kulisse könnte schöner nicht sein. Es ist genau die
Mitte vom ehemaligen Grenzgebiet die jetzt von dem für Sprayeraugen so schönen
Bahnschienen übersäht ist. Wir schauen in Richtung Süden und wer ganz scharf
hinsieht bemerkt den Fernsehturm genau in der Mitte. Oder wie ich und viele
andere unwissende Wahlberliner ihn nennen „Alex“. Auch eine von diesen Sachen
die ich gerne vorweg nehmen möchte. Holland, genauer gesagt Nord und Süd
Holland sind lediglich 2 von 12 Provinzen der Niederlande. Da jedoch die beiden
Begriffe seit Jahrzehnten fälschlicherweise synonym verwendet worden sind gilt
diese Verwendung inzwischen nicht mehr als falsch. Für mich ist sie das aber
trotzdem noch und dies ist nur eins von zahlreichen Beispielen in denen ich
meine Sprache und Wörter anders (hoffentlich richtiger) benutze. So werde ich
zum Beispiel später darauf zurückkommen das ich um etwas seltsames zu
beschreiben nicht den Begriff komisch verwende. Ich habe oft Probleme mit
meiner Version vor allem wenn ich über die Wahrheit und Höflichkeit spreche
aber auch hierzu später mehr.
Wir schauen also durch eine wunderschön zerkratzte
Fensterscheibe auf einen schrecklich grauen Berliner Himmel und lesen diesen
Satz. Er macht sicher die Mehrzahl der Leute die ihn lesen etwas glücklicher,
vielleicht sogar denjenigen der ihn später abkratzen muss. Er sichert
schließlich seinen Arbeitsplatz und es ist einer der wenigen die er versteht.
Etwas kritischere Interpreten könnten meinen das dies nur ironisch gemeint sein
kann, da Berlin ein dicker fetter hässlicher unfreundlicher Mann in Unterhemd ist,
der nur Sternburg und Herta liebt und das auch nur auf eine sehr unsensible Weise. Aber der Satz der von mir geschrieben ist, ist nicht ironisch gemeint sondern
drückt Liebe aus wie sie ein gefühlvoller Mensch halt ausdrücken möchte und das
Städte Charakter haben und deshalb lieben können muss ich keinem erzählen der
hier wohnt. Jedenfalls niemandem der in diesem Blickfeld wohnt. Ich befinde
mich nämlich außer an der Grenze auch noch an der Nordspitze des Berliner
Rings. Und jeder weiß, dass der Bereich innerhalb des Rings von Wahlberlinern
okkupiert ist und die echten Berliner Schnauzen außerhalb des Rings wohnen.
Wenn ich von Berlin spreche, meine ich dieses Berlin was auf dem Foto zu sehen
ist und der Ring umkreist. Dieses Berlin liebt dich oder genauer gesagt mich.
Dieser kreative Ort war die beste Entscheidung für mich denn ich passe hier so
gut her wie Arsch auf Eimer. Und so sprudelte die kreative Energie nur so aus
mir raus als die ersten blauen Himmel des Jahres im Februar auftauchten.
Nachdem ich mir die Wohnung in der Köpenicker Straße angeschaut habe und auf
der gefrorenen Spree stand hatte ich eine leise unterbewusste Vorahnung das
hier eine grandiose Zeit bevorsteht. Das Foto von der Oberbaumbrücke welches
ich an dem Tag gemacht habe ist noch heute mein Lesezeichen.
Der erste richtige Newsletter war dann also ein aufgewühlter
kreativer Vorbote von dem was kommen sollte. Ich habe bereits haufenweise
meiner Themen darin versammelt und es ging in der Regel wieder darum die Leute
um mich herum anzuspornen. Anzuspornen kreativer, flexibler, höfflicher zu
sein. Sich weiterzuentwickeln und neue Sachen auszuprobieren. Leider noch stark
beeinflusst von meiner Zeit vorm Fernseher in Wedding fließen Heidi Klum, die
Simpsons und MTV mit ein. Aber auch hier werde ich die Kopfschüttler wieder
gegen mich haben wenn ich sie alle drei verteidige. Heidi ist das Symbol für
eine Fashionwelt die ich gleichzeitig liebe und verachte, die Simpsons sind
eine geniale Art von Humor die Allgemeinwissen in die Masse tragen und MTV
selbst hat viele kreative Köpfe. Ich weiß natürlich das Tittytainment Hypnose
die falsche Methode ist seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln, aber selbst
aus diesem Medium können wir Impulse ziehen. Es geht nur darum die Impulse in
Taten umzusetzen. Deshalb erwähne ich Beispiele die jeder kennt, also in der
Regel aus der Glotze, muntere aber auf tätig zu werden, also von der Glotze weg
zu gehen. Oft weiß ich nicht genau ob ich zu mir spreche oder zu den anderen,
aber welcher Künstler oder Autor weiß schon ob er für sich schafft und schreibt
oder für andere. Einige werde da sicher Stellung beziehen aber ich vertrete
immer die verwässerte Meinung dass es selbstverständlich beides sein kann. Und
so spreche ich über Sachen die ich selber bereits erfolgreich ausprobiert haben
und muntere andere dazu auf dasselbe zu tun. Ich komm mir dabei oft genug vor
wie jemand der eine Herde ängstlicher Schafe versucht den Berg rauf zu ziehen
um ihnen zu zeigen das auf der anderen Seite eine viel größere saftigere Wiese
ist. Auch hier werde ich noch früh genug anfangen zu zweifeln ob es nicht
seinen Sinn hat dass sie mit ihrer Wiese zufrieden sind. Da ich jedoch von der
anderen und vielen weiteren Wiesen weiß gibt es für mich kein Zurück mehr. Und
ich habe auch nur recht selten das Gefühl zurück zu wollen und deshalb versuch
ich wohl weiterhin unermüdlich die anderen zu überzeugen. Wie gesagt von
hunderten klappt es vielleicht bei ein oder zweien erfolgreich und bei anderen
teilweise. Aber wie so oft ist eine schlechte Quote besser als gar keine.
Ein weiteres Thema welches mich in fast allen meinen
Überlegungen beherrscht wird bereits angeschnitten. Die Objektivität und wie
man mehr von ihr verlangen kann. Das Beispiel mit der Weltkarte beschreibt die
erste und einfachste Erfahrung die man damit machen kann. Man braucht lediglich
eine große Weltkarte oder einen Globus. Wenn dann die Fingerspitze die meine
Heimat sucht so groß ist wie ganz Deutschland sollte es dämmern, wenn man dann
ein paar Schritte zurück geht wird wohl jedem klar wie Popel klein wir und wie
groß die Welt ist. Wenn das gleiche dann auf das Sonnensystem und später
Universum übertragen wird’s schon fast ein bisschen deprimierend und zu viel.
Ich will ja lediglich zum ersten Schritt animieren in der Hoffnung das die
zweiten und dritten von ganz alleine folgen. Und im Gegensatz zu vielen
Behauptungen würde ich sogar sagen das noch nicht mal der erste Schritt das
schwierigste und somit das Problem darstellt, sondern lediglich der Entschluss
dazu. Wenn auch nur eine Person die das gelesen hat irgendetwas entschließt hab
ich mein Ziel erreicht. In vielen Feedbacks wurde mir dieser Erfolg bestätigt
und ich denke damit hatte ich sogar mehr Erfolg als so mancher Nobelpreisträger
der sowieso nur von den Leuten gelesen wird, die ihre ersten hundert Schritte
bereits hinter sich hatten. Das sollten sich die Kopfschüttler jetzt mal vor
Augen halten, ihr habt zwar recht mit all eurem Wissen aber erreicht und
verändert ihr etwas an der Spitze oder viel wichtiger an der Basis?
Es schwingt noch einiges aus meinen letzten Abi Jahren
mit, wie zum Beispiel Tyxen und Volvic, mein English und meine Biologie Lehrerin.
Tyxen ist einer der ganz großen der mit seinem Kopf sicher so einige
Nobelpreise abgeräumt hätte, in seiner Weisheit hat er sich jedoch dafür
entschieden sein Leben nicht in diesem Erfolgsstress zu verbringen und quasi
Lebensurlaub zu nehmen, was nichts anderes bedeutet als Lehrer zu werden. Es gibt
wohl keinen Job der Welt mit so viel Freizeit und die Lehrer die mich grad
lesen und sich darüber aufregen verstehen nicht was ich meine. Ihr seid
diejenigen die es pädagogisch nicht drauf haben, ansonsten wäre euer EQ und IQ
ja ausreichend gewesen um an einer Uni zu lehren. Wie dem auch sei geht es in
diesem Text recht schnell und Schlag auf Schlag zum nächsten großen Thema. Dem
Gleichgewicht und der Überheblichkeit. Oft ein Thema zwischen mir und meinem
Schüler Chromick. Sowohl ich als auch er haben nach diversen Forschritten zu
schnell das dadurch erhöhte Selbstbewusstsein nach außen getragen. Das sollte
man natürlich vermeiden womit ich ja auch tagtäglich bis heute beschäftigt bin
aber es hier symbolisch an meinen Schüler nochmals deutlich betone. Es ist
natürlich nicht nur an ihn sondern an alle nicht gerechtfertigten arroganten
Personen gerichtet. Die Leistungen werden schon noch früh genug von außen
anerkannt und dieses Gefühl hat einen deutlich besseren Nachgeschmack.
Aber ähnlich wie alle meine Themen haben sie selten ihr
Ziel erreicht weil ich sie immer lustig verpackt habe. Ich habe die gleiche
Technik benutzt die auch Matt Groening benutzt um etwas unerreichbares zu
erreichen. Nur mit Humor gelangt man in die Massen und kann dort verweilen und
gleichzeitig den Versuch starten Ideen oder Wissen zu vermitteln. Erkenntnisse
oder Kritiken die so todernst sein können, werden nur so wirklich weit
verbreitet. Es ist jedoch wie gesagt lediglich ein Versuch und leider wird er
viel zu oft tatsächlich für einen Witz gehalten. Der die Leute dann zwar zum Lachen
bringt aber keineswegs ernst genommen wird, selbst wenn das Lachen ja auf der
Wahrheit, die den Leuten unterbewusst klar ist, basiert. Und diese Art von
Humor ist denen die die Wahrheit realisieren auch oft ziemlich unheimlich weil
sie nicht wissen ob sie weinen oder lachen sollen. Ich wende sie jedoch
trotzdem an weil ich ab und zu denke, dass lediglich das explodieren oder
Platzen der Blase eine Lösung nach sich zieht. Was soll das nun wieder heißen? Ich
nehme als Symbol die Jamba Welt. Es nützt ja nichts den Leuten die
sich Klingeltöne runterladen mit vernünftigen Argumenten zu erklären dass das
totaler Schwachsinn ist. Ich bevorzuge es diesen Idiotischen Prozess oder alle
anderen Idiotischen Prozess noch zu beschleunigen und somit noch lächerlicher
zu machen. Denn nur wenn man den Karren an die Wand fährt und er vollkommen
zerstört ist, kann man neu und besser anfangen. Mein Psychologe hatte mir da mal von dem wunderbaren VW
Beispiel erzählt. Ich habe nicht nachgeforscht ob es stimmt aber das ist mir
manchmal egal wenn die Geschichte Träger einer Message ist tut sie ihren
Dienst. Es sanken also zum ersten mal die Verkaufszahlen vom Käfer und auch
zusätzliche kleine Erneuerungen konnten diesen Prozess nicht aufhalten. Nachdem
die obersten Köpfe von VW langsam am verzweifeln waren engagierten sie einen weisen Menschen. Er lud alle top Manager und Designer von VW ein sich einen Nigel
Nagel neuen Käfer vom Band zu schnappen und sich dann auf dem Testgelände mal
ein bisschen auszutoben. Austoben heißt in diesem Fall mit dem Käfern so eine
Art Destruction Derby zu veranstalten. Immer schön mit Vollgas an die
Leitplanken zu brettern und danach mit einem Vorschlaghammer die Scheiben
zertrümmern. Letztendlich wurden die Autos dann in den guten alten
Schrottpressen die wir nur noch aus James Bond Filmen kennen zu kleinen Würfeln
gepresst. Die eine Hälfte der Manager die sich zunächst geweigert hatte die Anweisungen
des Herren zu befolgen waren empört und die andere Hälfte traurig oder
schockiert. Doch nach einer Woche hat einer der Designer den Golf entworfen,
der noch höhere Absatzzahlen erreicht und hoffentlich endlich bald mal einen
Hybridmotor bekommt. Wie dem auch sei auch auf diese Trümmer Theorie werde ich
noch ein paar Mal zurückkommen, hier ging es lediglich um die Quelle von
Kreativität die ständig neue Ressourcen benötigt.
Meine Güte wenn ich jetzt diese ganzen Slogans am Schluss
des Textes sehe wird mir grad zum ersten Mal bewusst wie viel ich schreiben
muss um die alle zu erklären. Aber ich habe es bereits versprochen und werde
auch das mit meiner eisernen Disziplin durchziehen. Das erwarte ich im übrigen
auch von meinen Lesern. Ich habe letzten Monat das schrecklichste Buch aller Zeiten
durchgelesen, aber ich habe es durchgelesen. Denn meiner Meinung nach ist eine
schlechte Erfahrung mehr wert als gar keine. So erinnre ich mich zum Beispiel
daran, das in der Halle in der mein Vater heute die Möbel verkauft früher mal
ein Schweinestall war. Die Boxen von links nach rechts und jedes Jahr ging es
eine Box weiter. Die Schweine die ja bekanntlich nicht dumm sind, haben schon
gecheckt das sie immer auf das weiße Licht zu kommen. Am Ende öffnet sich immer
zur selben Zeit die Tür und die Schweine in der letzten Box durften in das
Licht. Was in dem Licht war wussten sie natürlich nicht und selbst wenn sie
wüssten das es der Schlachter ist wäre die Spannung nicht viel anders gewesen.
Die Spannung war so hoch das, wenn die Tür zu einem anderen Zeitpunkt geöffnet
wurde ca drei bis vier Schweine einen sofortigen Herzinfarkt erleideten und
starben. Dieses Scheinleben bestand also lediglich darin nie die Außenwelt zu
sehen und sein ganzes Leben lang dem Tod entgegen zu sehen. Deprimierend und
schrecklicheres kann ich mir fast nicht vorstellen, aber als ich dann mal mit
einer der Ex-Freundinnen meines Vater, die Vegetariern war oder noch ist,
darüber gesprochen habe, stellte ich ihr die Frage: Wenn du eines dieser
Schweine wärst und vorher entscheiden müsstest ob du dieses Leben oder gar
keins haben willst. Nun wenn man die Wahl hätte würde man natürlich ein
besseres Leben wählen. Das würde aber bedeuten, dass alle Menschen Bio-Schweinefleisch
essen sollten. Ansonsten bestimmen wir lediglich ob diese Schweine ein scheiß
Leben oder gar keins haben sollen. Schrecklicher Gedanke aber wie gesagt ich
ziehe die negative Erfahrung vor. Also lest gefälligst dieses Buch zu Ende
bevor ihr über mich urteilt. Lesen ist schließlich lange nicht so anstrengend
wie schreiben.
Fangen wir also mit den Kirschen an. Die Kirsche ist das
Symbol vom Pacha-Club Imperium. Das Original steht natürlich auf Ibiza wo klein
Rice sich jeden Somme seit 2000 hingezogen fühlt. Diese Insel war vor Berlin
mein Ort der Zuflucht. Der Ort an dem ich so kreativ und extrovertiert sein
konnte wie ich wollte und niemand negativ reagiert. Und der Ort an dem meine
Musik, die elektronische Musik so verstanden und wertgeschätzt wird wie sie es
verdient. Die Kopfschüttler werden jetzt zu räuspern übergehen wenn ich sage,
dass diese Stilrichtung die neue Klassik ist. Ein modernes Set von Richi Hawtin
spielt für mich in derselben Liga wie damals Mozart und Beethoven. In ihrer
Erzeugung und ihrer Wirkung besteht die gleiche Komplexität. Und es sind die
gleichen unendlich hohen Gefühle die sie hervorrufen und somit das beste
Kommunikationsmittel mit der Seele darstellen. Ich will damit keineswegs die
Klassik abwerten sondern die Elektronische Musik oder auch Techno aufwerten.
Techno war mal der Überbegriff ist aber heute als eine von vielen Unterarten zu
verstehen. Eine andere Unterart der Elektronischen Musik ist zum Beispiel
House. House spielen sie im Pacha und House ist einfach mit der Fashion und
Schampus Welt des Pachas verknüpft. Ich befinde mich in der idealen Situation
reiche Freunde zu haben. Ich weiß nicht genau warum das so ist, es war auf
jeden Fall nie eine strategische Entscheidung wie die vieler Ehefrauen.
Wie dem auch sei fand ich mich in der sechsten Evissa
Season erneut im Pacha wieder. Aber diesmal auf der anderen Seite dieser
schrecklichen Bändchen die den VIP Bereich absperren. Man feiert hier nicht auf
der Tanzfläche sondern am Tisch und auf dem Tisch steht natürlich sehr viel zu
trinken. Im Gegensatz zu den billigen Pacha Kopien in Hamburg, Mallorca und dem
Rest der Welt wird im Original noch auf Ästhetik geachtet. So ist die Dame die
unseren Tisch betreut natürlich eine zuckersüße Schönheit in einem flatterndem
Minikleid und sie stellt zur Dekoration ein paar Kirschlein auf den Tisch. Die
ich natürlich als Nahrungsmittel ansehe da ich ja arm bin und auf einem Balkon
schlafe. Nach dem das erste Schälchen lehr war fragte ich mit schüchterner
stimme dieses Gesicht welches einem zum Stottern bringt ob sie uns ein paar
mehr Kirschen bringen könne. Nach viel zu viel Schampus und Vodka und zehn
weiteren Schälchen schrien dann alle in diesem Bereich wie wilde Tiere: We need
more Cherrys!“ Ich kann mich nur wie im Traum dran erinnern, dass die beiden
nackten Mädchen in diesem überdimensionalen Champagnerglas wohlmöglich wirklich
in Moet und Rosenblättern badeten und die eine mich mit einer Kirsche im Mund
küsste. Nur um das klar zu stellen, ich liebe diese Welt nicht aber diese Reize
kann man wirklich nicht abstreiten. Deshalb erachte ich es auch als ideale
Position in diese Welt der Schönen und des Schampus reinzuschnuppern. Aber nicht
in ihren protektionistischen Strukturen gefangen zu sein aber auch nicht durch
diesen unterdrückten Neid aggressiv zu werden und somit die Fronten noch zu
verhärten. We need more Cherrys zeigt auf einer Weise das diese Welt schön und
lecker sein kann (wie Kirschen), es drück aber auch den unaufhörlichen Drang
aus, immer mehr haben zu wollen. So das man sich letztendlich wie ein
schreiendes Tier benimmt und jegliches Gefühl für Grenzen verliert. Schampus
ist lecker aber irgendwann bekommt man halt Bauchschmerzen, egal wie teuer oder
alt er ist.
„What da fuck is wrong with German people?“ funktioniert
nach einem ähnlichem Schemata den ich in einem anderen Freundeskreis gebraucht
hab. Auch meine Dorfjugend hat deutliche Spuren in mir hinterlassen. Noch heute
verfalle ich mit Genuss und Anlauf dem Vollrausch. Zwar nicht mehr allzu oft
aber ich weiß es immer noch ihn zu genießen und kenne auch hier keine halben
Sachen. Was bringt mir ein Bier schon, da ich sowieso die Theorie vertrete, dass
kein Mensch auf der Erde Alkohol und deshalb auch kein Bier mögen kann. Es ist
nur eines dieser allgemein angenommenen aber unausgesprochenen Gesetzte. Dieses
Bier schmeckt besser als dieses bla bla bla. Natürlich unterwerfe ich mich
diesen Gesetzten und vertrete stets die Meinung, dass Norddeutsches Bier also
Flens und Holsten viel besser schmecken und im Gegensatz zu der wässrigen
Plürre aus dem Süden richtiges Bier ist. Nein nein man trinkt Alkohol nicht zum
Genuss sondern wegen seinen Effekten. Und je mehr man trink desto extremer
sind die Ergebnisse. Das meine ich im negativen wie im positiven Sinne. Es
würde zu weit führen und auch meine kopfschüttelnden Leser endgültig dazu
bewegen aufzuhören zu lesen wenn ich von meinen legendären Kotze Partys
erzählen würde. Deshalb tu ich das an dieser Stelle mal nicht. Es sei nur
erwähnt, dass ich diesen Satz den Mauro Picotto mal in einem seiner Sets
eingespielt hat. Mauro ist ein Italienischer DJ der für ein paar Trance Lieder
bekannt war, die hat er nach eigener Aussage aber lediglich aus kommerziellen
Gründen produziert. In Wirklichkeit spielt er ähnlich harten und schnellen Techno
wie Chris Liebing. Als er dann auf einem dieser englischen Großraves war,
spielte er eine Szene aus South Park in sein Set ein. Die einzigen deutschen
Wörter die man dem Gespräch entnehmen konnte waren „Essen my Scheiße“. Worauf
der besagte Slogan ziemlich energisch den offensichtlichen Höhepunkt
darstellte. Man hört bei der Aufnahme wie die englische Crowd im Hintergrund
ziemlich energisch dazu abgeht. Ich will hier jetzt keine Theorien zwischen
Länderfeindlichkeiten aufstellen sondern fand es nur sehr passend und ironisch
diesen Slogan auf diesen Partys zu brüllen. Stolz selbst verarschend könnte
man das nennen und an diesen Saufwochenenden hatten wir wirklich alle einen
kleinen Schaden. Aber die Grenzen die ich da in meiner gelben Phase
überschritten habe waren nicht im Vergleich zu der Pinken Phase. „Lets get
köstlich“ war zum Beispiel lediglich der Ausdruck für eine Regelmäßige Clubtour
bei dem jeder Teilnehmer den jeweils nächsten Club bestimmen durfte. Das waren
dann abstruser Weise manchmal 6 oder 8 in einer Nacht. Ein tieferer Sinn steckt
hier nicht drin bis auf das ein aus der Mode gekommenes altes Wort wieder etwas
aufgefrischt benutz wird. Wer sagt heute noch dieses Mahl ist gar köstlich?
Leider niemand obwohl es sich so schön anhört. Viel mehr steckt hingegen hinter
der absoluuuuten Erfüllung. Wenn ich mich recht erinnere stammt es aus der
Simpsons Version von Shining. Nachdem Homer kein Kabelfernsehen und kein Bier
mehr bekommt muss er durchdrehen. Wie alles in den Simpsons basiert auch das wiedermal
auf einigen lustig verpackten Wahrheiten. Zu der Zeit hatte ich grade eines
dieser Globalisierungskritischen Bücher gelesen die besagen das die Masse durch
ein Mindestmaß an Ernährung und ein bisschen Entertainment zur Ruhe gestellt
wird. Warum gibt es keine Revolution bei solchen Zuständen die es verhindern
die Maslow Pyramide etwas höher zu klettern. Ja ganz einfach weil niemand
revolutioniert der 500 TV Programme und genügend Budweiser im Kühlschrank hat.
Ich möchte das hier nicht weiter ausführen weil ich später noch eine andere
Meinung vertreten werde. Es sei nur darauf hingewiesen, dass diese Technik
genial ist. Ich kann mich noch genau daran erinnern wie mein Vater zufällig mal
die Simpsons mitgesehen hat und sich totlachen musste als Homer bei der Aufzählung
von Fabelwesen auch die Eskimos nannte. Natürlich weiß ich, dass es Eskimos im
Gegensatz zu Elfen bewiesenermaßen gibt, aber es gibt genügend Menschen die
diesen Satz leicht überhört hätten. Das bedeutet schlicht und einfach, je mehr
man weiß desto lustiger findet man die Simpsons. Und wenn sie jemand nicht
lustig findet entlarvt er sich somit eindeutig als Idiot. Was nicht heißen soll
das alle die sich bei den Simpsons totlachen keine Idioten sind. Im Gegenteil
sie sind ja grade so erfolgreich weil sie sich in diesem Gewand der
Hohlbratzenfamilie verstecken. Aber der Film war für mich das deutlichste Anzeichen
dafür das wir schleunigst mal was gegen den Klimawandel tun sollten. Aber auch
dazu später mehr.
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