Soeben habe ich das erste Buch von Lazlo Bock durchgelesen.
Er ist bei Google verantwortlich für das wertvollste Gut unserer Zeit. Und zwar
Menschen und die kreativen Werte die sie neu erschaffen. Alles andere wie zum
Beispiel Patente, Maschinen oder in der Schule auswendig gelerntes Wissen sind inzwischen
ziemlich wertlos geworden. China kann eh alles kopieren. Ich bin seit jeher ein
großer Google Fan was ja in Deutschland eher selten ist. Aber die Art und Weise
die Dinge anders zu sehen und besser zu machen liegt mir sehr. Sprüche wie:
„das ist halt so“ und „so haben wir das schon immer gemacht“ sind eben keine
Argumente. Und wie wir heutzutage Arbeit sehen ist meines Erachtens eine sehr
eingefrorene Sicht. So als sei die 40 Stunden Woche plus Überstunden eine Art
Naturgesetz was keiner hinterfragt.Wäre aber angebracht da wir ein Drittel unsere Lebens damit verbringen und sogar die fast die Hälfte der wachen Zeit.
Seit fast neun Monaten reise, lebe und arbeite ich nun schon
irgendwie in Asien. Und ich habe viele Leute getroffen die aus ihren Systemen
geflüchtet sind. Gekündigt und auf der Suche nach besseren Lösungen. Banker die
vom Sabbatical nicht zurück kehren werden, Bournout Kandidaten die sich erstmal
ausruhen und dann selbst wieder finden und viele andere innovative neue Arten zu
leben und eben auch zu arbeiten. Google hat da schon haufenweise kreative neue
Ansätze die dem konservativen Instinkt widersprechen. Und alle basieren auf
mehr Freiheit, denn nur so hat die Kreativität Raum zu entstehen und zu wachsen.
Und bei Google tut sie das äußerst erfolgreich. Ich will gar nicht auf die
Details des Buches eingehen sondern eher jeden dazu anstoßen seinen Blick auf
„Arbeit“ mal grundsätzlich und kritisch zu hinterfragen. Weniger arbeiten kann
sowohl für einen selbst als auch für die Produktivität besser sein.
Ein paar Beispiele sind mir über den Weg gelaufen die ich
gerne teilen möchte. Die meisten Digital Nomads haben eine Kombination gefunden
wo die Geschäftsmodelle nicht nur ortsunabhängig sind sondern auch
zeitunabhängig. Sprich der finanzielle Erfolg korreliert nicht oder nicht
signifikant mit der investierten Zeit. Unser WeGreen Algorithmus wäre so ein
Beispiel, denn wenn wir zehnmal mehr Nutzer hätten würden die Einnahmen
steigen, die Kosten aber nicht. Leider bis dato theoretisch. Andere haben es
aber bereits geschafft die visionäre vier Stunden Woche von Tim Ferris zu
verwirklichen.
In Ubud auf Bali haben wir aber noch extremere Beispiele
gesehen. Bei einem Dinner drehten sich die Geschichten irgendwann um die extrem
lustig und unterschiedlichen Arbeitsmodelle. Eine Köchin aus Korea wollte in
diesem Jahr zehn vollkommen verschiedene Jobs ausprobieren. Köchin war im
Februar bereits Job Nummer drei. Ein indischstämmiger Amerikaner der zehn Jahre
in der IT Welt von Kalifornien gearbeitet hat, hatte nun eine ganz klare Idee
davon, überhaupt nicht zu arbeiten. Und er war weit unter 40 und sah jetzt
nicht nach einem Harz 4 Stereotypen aus. Er glaubte ähnlich wie ich daran, dass
die meiste Arbeit in ein paar Jahrzehnten eh vollkommen überflüssig wird dank
der technischen Singularität. Und dann war da die junge schlaue indonesische
Uni-absolventin die gerade bei der Boston Consulting Group angefangen hat, ihren
ersten erweiterten Urlaub aber sofort bei einer Tierschutzorganisation
volunteered hat. Ihr war auch klar, dass die meisten Berater schon am ersten
Tag wissen wann Sie kündigen werden. Dann war da noch eine extreme Coworkerin,
die in einem Coworkingspace permanent für andere Start-Ups gearbeitet hat.
Quasi mit täglich wechselnden Teams, Geschäftsmodellen und Aufgabenfeldern. Und
dann ich und Song E die sich selbst als Zentrepreneure bezeichnen. Eine
eigenartige Mutation aus halb gescheitertem Social Entrepreneur der in der
Krise anfängt zu meditieren. Und dadurch ein noch viel effektiverer
Entrepreneur wird. Denn all diese neuen Versuche
sind bis dato noch junge Test. Einen dieser Produktivitätstests habe ich im letzten Blogpost beschrieben.
Aber alle zeigen, dass es immerhin andere Wege gibt zu
Arbeiten und zu leben. Für mich ist ein klassisches Fulltimeleben bis zur Rente
schon vollkommen ausgeschlossen. Der enorme Wert von kreativen Ideen wird durch
zu enge Strukturen eher erstickt. Und das gilt nicht nur für Google sondern
auch für irdische Berufe wie bei dm. Und wenn ich mich zurück erinnere zündete
die Idee von WeGreen bei mir nachdem ich ein paar Monate in Chile pro Tag 12
Stunden geschlafen habe und den Rest der Zeit Bücher in mich rein geschaufelt
habe. War ich nun produktiv? Gemessen an dem Wert den ich für mich, meine
Mitarbeiter und die Gesellschaft geschaffen habe ja. Und deutlich höher als hätte ich
irgendwo Vollzeit Dienst nach Vorschrift gemacht.
Ich könnte in jeden der beschriebenen Punkte endlos in philosophische
Details gehen. Aber das will ich gar nicht. Ich möchte dazu anstoßen, dass jeder
mal kritisch hinterfragt ob die Art wie wir arbeiten noch zeitgemäß ist und am
besten mal selbst ein paar mutige Alternativen auszuprobieren. Ich vermute die
Freiheit spielen könnte dabei hilfreich sein. Also lets get back to work, or press play.
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