Montag, 24. Dezember 2018

Dreißigundsechs

Das dreißigundsechste Kapitel vom Rice Newsletter Projekt vom 24. Dezember 2008. Alle Newsletter könnt ihr unter diesem Blogartikel via Paypal kaufen. Alle veröffentlichten Kapitel findet ihr hier.


„Fangen wir heut mal anders an. Es ist Dezember. Monat Nummer 12. Die addierten Ziffern ergeben 3. Und es ist Tag Nummer 24. Addierte Ziffern ergeben 6. Ergibt 36. Newsletter Nummer Sechsunddreißig oder wie es etwas logischer klingen würde Dreißig-und-sechs. Heute ist Weihnachten. Aber ich feier nicht. Ich feier nichts, was mit der scheinbaren Geburt von jemandem, vor ein paar tausend Jahren zu tun hat. Ich feier nichts was mit Kirche, Religion oder Gott zu tun hat. Ich wollte sagen, ich feier das Coca-Cola Weihnachten und freue mich das alle meine Lieben gesund sind. Das ist aber nicht so. Wenn es ihn gibt, hat dieser Arsch Krebs erfunden.
Ich schreibe grade mit zitternden Händen. Als ich das aller erste mal wirklich angefangen habe zu schreiben, haben meine Hände auch gezittert. Mein Deutschlehrer hat wohl, vor mir, ein Talent entdeckt und es mit einem un-diskutierbaren Thema aus mir herausgekitzelt. Heute nehme ich mir ein weiteres un-diskutierbare Thema vor. Wohl das größte was es gibt. Heute kritisiere ich Gott.
Aber keine Sorge, ich werde das nicht mit den üblichen Argumenten machen. Ich bin keiner von den Wissenschaftlern, die nur ans Beweisbare glauben. Als ich übers Mittelmeer gelästert habe, wusste meine Mutter genau, dass es mir einen Tag später eine Schelle verpasst hat. Mein Handy weiß immer von ganz alleine wann es Schwierigkeiten mit meinem Vater gibt und Mizi hat sowieso 7 Sinne. Zufälle sind keine Wunder, aber mit Sicherheit haben sie mehr Struktur als reine Mathematik.
Ich werde auch nicht den Schubladenfehler machen. Viele Terroristen sind Religiöse aber nur wenige Religiöse sind Terroristen. Bekloppte sind halt einfach bekloppt, egal aus welchem Land sie kommen oder welcher Religion sie angehören.
Ich spreche die scheinbar harmlose Masse an, die auf Hollywood Niveau dazu veranlasst wird, mit dem kritischen Denken aufzuhören. Ich spreche den wohl größten Trotz-Effekt an, den es gibt. Denn Gott ist so zum kotzen perfekt wie die 24. Und von dieser Perfektion werden zu viele geblendet. Denn es besteht eine Kausalität zwischen Intelligenz und Religion. Eine negative. Je geringer die Intelligenz, desto größer wird die Gewalt, die unterbewusst durch den Trotz ausgelöst wird. Und hiermit meine ich hauptsächlich verbale Gewalt oder psychische gegen sich selber. Es ist kein Zufall dass Leidenschaft, Wissenschaft, Kunst und Literatur ohne ihn auskommen und trotzdem sozial bleiben. Moral und Liebe sind viel älter als die meisten Religionen.
Und wenn ich sehe wie sich die Autoritäten aufspielen, würde ich gerne so unhöflich sein und Mizis bzw. Nietzsches Wahrheit in einer Kirche brüllen. Oder dem Papst, wenn er so viel Quatsch erzählt, mit Klausis Worten sagen „Halts maul". All dies mach ich nicht, ich toppe das, indem ich diesen Newsletter, an diesem Tag, in diesem Land rausschicke. Dieser überzogene Respekt muss aufhören, damit eine kritische Diskussion voran kommt. Und das tut sie nur, wen man niemals nie sagt. Wenn nun also zwei verschiedene Alien Spezies mich mit vernünftigen Argumenten von Gott überzeugen würden, würde ich an ihn glauben.
Aber solange das nicht der Fall ist, werde ich genüsslich den Apfel im Garten Eden essen, solange er ein Bio- oder Fair Trade Label hat. Ich werde meiner Musik lauschen die ohne Sprache funktioniert und viel besser an meine Seele herankommt. Und mich freuen dass alle religiösen Wunschvorstellungen in der Technokultur schon längst Realität sind.
Aber um diesem Thema etwas mehr Nachdruck zu verleihen und um mich nicht in Widersprüche zu verwickeln, werde ich vor allem eins tun. Ich werde aufhören den Newsletter zu schreiben. Das was ich an den Religionen kritisiere, ist der zu große Interpretationsspielraum. Der, der so unzählige Male, seit tausenden Jahren so negativ ausgelegt worden ist. Newsletter Nummer Dreißigundsechs ist der letzte, da ich mit meiner Abstraktheit nicht das gleiche Risiko eingehen möchte.

Ich bedanke mich für drei Jahre Aufmerksamkeit in diesem tollen neuen Jahrtausend.
Maurice Stanszus“



Kaboom. Und damit sind wir am Ende der Reise. Drei Jahre Newsletter und zehn Jahre später der Versuch diese Newsletter zu erklären. Völlig unbedeutende Jahre für die Menschheitsgeschichte, aber sehr richtungsweisende Jahre für mich. Und egal zu welchen fundamental wichtigen Themen ich mich da so geäußert habe, alle haben sich geändert. Alle ändert sich konstant bis in die Unendlichkeit. Doch in jedem Moment ist es wie in Stein gemeißelt. Je jünger desto absoluter ist alles. Inzwischen bin ich Gott schon ein paar mal begegnet. Was nach wie vor nicht heißt das ich an ihn oder irgendeine Religion glaube. Er im übrigen auch nicht. Denn er ist in jedem Tropfen, auf nem Festival, hinter und vor dem Tod, auf deinem Kopf und in jedem Hundehaufen. Und er ist sogar ziemlich cool und smart. So wie diese futuristischen AI Monster nur in nett. Naja egal, was ich glaube ich mit all diesen Worten, Sätzen, Newslettern, Blogs und vielleicht auch mit diesem Buch sagen wollte ist: Garnichts. Nein Scherz, um es kurz zu machen, ihr seht die 36. Eigentlich habe ich von dem OM Zeichen nur einen Strich umgedreht. Das hat mal einer am Schlesi in Keuzberg 36 so gesprüht. Brilliant. Und das Bild besteht aus den Überschriften der letzten drei Jahre. Mein transformativer Weg der Erkenntnis. Übers Schreiben und übers Leben. Und die wichtigste Nachricht ist, dass alle integraler Bestandteil des Gesamtkunstwerkes sind. Auch die Irrwege, der Schwachsinn an den man phasenweise geglaubt hat. Auch die blöden, bösen und dummen Sachen die man gemacht hat. Sowohl das logische als auch das emotionale, das männliche und das weibliche. Führt das fort mit allen Gegensätzen und tauscht das oder mit einem und aus. Das ist was ich sagen will. Das Gesamtbild setzt sich zusammen aus allen Teilen. Auch denen die man hasst. Das Gesamtbild kann man evtl auch garnicht sehen oder verstehen oder beweisen. Aber das heißt ja nicht, dass es nicht da ist. Und jetzt hängt dieses Meisterwerk in Paris wo es hin gehört.

Das Leben ist schön wie es ist, alles was passiert hat seinen Grund. Und das auch in den tiefsten und dunkelsten Momenten zu sehen, hilft wirklich ganz gut, um durch diese verrückte Welt zu surfen. Am Ende dieser literarisch katastrophalen Reise kann ich eigentlich vor Freude nurnoch heulen. Wie schön und entzückend doch einfach alles alles alles ist. Auch die Hundescheiße. Und na logisch hat auch Gott Krebs erfunden. Ich bin Krebs. Jetzt ist grad Vollmond im Krebs kurz nach der dunkelsten Nacht des Jahres. Wen interessierts? Er hat auch Hirnhautentzündungen erfunden, und Bier und natürlich auch Weihnachten. Und alles ist so schön weil ja wie schon mehrfach gesagt die Lösung und die Antwort auf alles so kompliziert einfach ist. Das Gute und die Liebe brauchen ja ihren Gegenpool. Das Große und das Kleine sehen so offensichtlich gleich aus. Am Ende gewinnt das Gute immer doch irgendwie zu 51% und falls das garnicht das Ende ist, kriegt man das Ende ja eh nicht mit. Und somit ist die Antwort auf alles mit über 50% Wahrscheinlichkeit vollkommen egal. Die andere Hälfte sind die besagten und viel diskutierten Antworten wie Gott oder 36 oder Katze oder Liebe oder alle möglichen Farb- oder Zahlenkombinationen (inklusive 42, schwarz weiß, sogar gelb, usw.). Naja zum Glück haben wir ja endlich wieder die Emojis und damit sind wir bei den Pyramiden wieder angekommen. Wäre ja auch bald Zeit das dieser Planet auf dieser ovalen Umlaufbahn malwieder vorbei kommt. Ist aber wie gesagt auch egal. Ich bin jetzt 33. Das sei das Jesus Alter hat mir gestern jemand gesagt. Dann hoffen wir doch mal, dass in drei Jahren dieses verdammt Buch raus kommt und ich an meinem hundersten Geburtstag rückblickend kurz lächeln kann. Wisst ihr diese kurze brillante leichte Lächeln von den alten weisen Opa Yogis die es so krass drauf haben. Eben weil sie wissen über was für einen bekloppen Firlefanz man sich sein ganzes Leben aufgeregt hat. Dieser ganze unwichtige Müll der eigentlich nur da ist um als Treibstoff verbrannt zu werden. So aber jetzt wollen wir zum Ende mal nicht noch wehleidig werden und endlose Schachtelsätze aus den Rippen leiern. Was zur Hölle soll im Himmel geiler sein als dieses Leben und dieser Moment. Vielen Dank. An wen auch immer.

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